Artsplash | Schönheiten auf hoher See

Artsplash 01.04.2016

„Faszination Meterklasse Yachten. Die eleganten Regattaklassiker“, Nico Krauss und Lasse Johannsen, Delius Klasing Verlag, 144 Seiten, 29,90 Euro

Schiffsmotive in der Kunst ziehen sich durch die Jahrhunderte hinweg wie ein roter Faden. Stellvertretend sei hier Caspar David Friedrichs „Die Schwestern auf dem Söller am Hafen“ oder bekannt auch unter „Nacht im Hafen“ (um 1820) genannt, der es fertig brachte, die das hallesche Marktbild prägenden Fünf Türme in einem Bild zu verewigen. Im Vordergrund liegt ein Schiff im Hafen, auf das zwei Frauen von einer Ballustrade schauen. Dabei liegt Halle nicht am Meer, sondern an der Saale und da wo der Maler den Hafen verortet hat, befindet sich der Hallmarkt. Ein sehr phantasievolles Bild des großen Romantikers, dem es auf die geografische Genauigkeit nicht so sehr ankam.

Mich begeistern Schiffe bis heute, vor allem die eleganten Yachten haben es mir angetan. Zumal in der Region Halle und Leipzig in den letzten Jahren durch das Fluten der Tagebaue eine einzigartige Seenlandschaft entstanden ist. Die Buchneuerscheinung „Faszination Meterklasse Yachten“ begeistert mich, vor allem wegen der außergewöhnlichen Fotos, die vom gewohnten Standard abweichen. Doch nicht nur diese Segelyachten sind spannend, es ist auch ihre Entstehungsgeschichte, die den Beginn des international organisierten Leistungssegelsports, die Meterklasse Yachten, markiert.

Am 15. Januar 1906 berief Brooke Heckstall-Smith, seines Zeichens Sekretär der Yacht-Racing-Association auf Anregung von George  Prince of Wales eine Konferenz in das vornehme Londoner Langham Hotel ein, zu dem die höchsten Vertreter aller europäischen Segelsportverbände und ein Beobachter aus den USA eingeladen wurden. Grund für die Konferenz war, eine Formel für den Bau von Yachten zu finden, die trotz unterschiedlicher Konstruktionen vergütungsfrei gegeneinander segeln konnten. Es kam zu einer raschen Einigung, denn bereits am 12. Juni 1906 vereinbarten die europäischen Segelnationen die sogenannte International Rule in London und im selben Jahr ergänzte man in Berlin die Formel um die präzisen Bauvorschriften, die für jede Nation verbindlich waren. Für die Formel flossen Schiffslänge, -breite, Wasserlänge, Tiefgang, Freibord und Segelfläche ein. Elf Klassen wurden entwickelt. Damit war der Weg für die Teilnahme an den Olympischen Spielen geebnet.

„Faszination Meterklasse Yachten. Die eleganten Regattaklassiker“, Nico Krauss und Lasse Johannsen, Delius Klasing Verlag, 144 Seiten, 29,90 Euro
„Faszination Meterklasse Yachten. Die eleganten Regattaklassiker“, Nico Krauss und Lasse Johannsen, Delius Klasing Verlag, 144 Seiten, 29,90 Euro

Der Fotograf Nico Krauss und der Autor Lasse Johannsen treffen mit „Faszination Meterklasse Yachten“ zum 100. Geburtstag nicht nur den Nerv der Wassersportler. Der Leser wird gekonnt eingeführt in die Klassifizierung der Boote. Die kleinste Klasse nach dem heutigen gebräuchlichen Segelzeichen ist die 5.5. Auch wenn mit den neuen Materialien wie Carbon-Masten oder High-Tech-Segeln eine neue Dimension im Schiffsbaubereich Einzug gehalten haben, können die betagten Segler locker mit den „Youngstern“ mithalten. Die 5.5 wurde 1948 von Charles E. Nicholson, einem der führenden Yacht-Designer seiner Zeit, entworfen. Nach dem Zweiten Weltkrieg galten die 6er im Neubau als zu teuer. In der jüngsten Zeit hat die 5.5er ein Revival erlebt, die nach wie vor erfolgreich weiter gebaut wird.

Heute sind die gebräuchlichen Segelzeichen 5.5, 6, 8 und 12. Ein Exot ist die 2.4, das zu den kleinsten Kielbooten zählt und mit dem seit 2000 die Einzelwettbewerbe im Segelsport bei den Paralympischen Spielen ausgetragen wird. „Cambria“, „Astra“ und die „Candida“ sind die größten nach einer Meterformel gebauten Yachten. Die 23er wurden Ende der 1920er Jahre gebaut, die bis heute als zeitlose Schönheiten auf dem Wasser gelten.

„Faszination Meterklasse Yachten. Die eleganten Regattaklassiker“, Nico Krauss und Lasse Johannsen, Delius Klasing Verlag, 144 Seiten, 29,90 Euro

 

Text: Nadja Naumann | Bild: Delius Klasing Verlag
Externer Link: Delius Klasing Verlag

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