Wochengipfel | Zaha Hadid ist gestorben!

Ein Nachruf

Phæno-Science Center Wolfsburg (Foto: Klemens Ortmeyer, Courtesy phaeno gGmbH)

Es ist eine Nachricht, fast als ob die Architektur gestorben sei. Zaha Hadid war nicht irgendeine Architektin, sie war die Architektin. Zuerst einmal war sie tatsächlich die einzige Frau, die als Architektin weltweite Bekanntheit erlangt hat. Bekanntheit als Person, aber vor allem auch durch ihr Werk. Wer einmal ein Bauwerk dieser Architektin gesehen hat, vergisst dieses auch nicht mehr.

Zaha Hadid hat zum Beispiel das „phaeno“ in Wolfsburg geplant, welches 2005 eröffnet wurde. Ihre Bauwerke sind futuristisch, aber zugleich auch organisch. Sie sprengen im wahrsten Sinne alle Dimensionen, wirken bombastisch, zugleich aber auch schwerelos. Sie nehmen keine Rücksicht auf die Umgebung, die Umgebung wird ihnen unterworfen. Ökonomisches und ökologisches steht nicht im Zentrum: Zaha Hadid feierte die Baukunst, sie reizte die Möglichkeiten aus und formte mehr Skulpturen, denn Funktionsbauten.

So kann es auch, wie beim Bau des „phaeno“ in Wolfsburg, zu Mehrkosten kommen. Die Bauphase wird eine Experimentierphase, in der neue Werkstoffe ausprobiert werden und die Schwerkraft mit ihnen scheinbar überwunden wird. Bei allem Ärger: Am Ende steht ein Monolith, der Generationen begeistert. Architektur, die nicht mit reinem Kosten-Nutzen-Denken berechnet werden kann.

Phæno-Science Center Wolfsburg – Bugspitze (Foto: Klemens Ortmeyer, Courtesy phaeno gGmbH)
Phæno-Science Center Wolfsburg – Bugspitze (Foto: Klemens Ortmeyer, Courtesy phaeno gGmbH)

Lange galt Hadids Architektur als bahnbrechend, aber unbaubar. Glücklicherweise haben sich, angefangen mit dem Vitra Design Museum (Feuerwache / 1993) in Weil am Rhein dann doch wagemutige gefunden, die die Visionen der aus dem Irak stammenden Architektin umgesetzt haben. Inzwischen stehen an unzähligen Orten die Fußabdrücke der Gigantin, an über 90 Projekten (auf Wiki wird sogar von über 900 Projekten gesprochen) arbeiten ihre gut 400 angestellten Architekten zur Zeit. 2004 erhielt sie als erse Frau den Pritzker-Architektur-Preis – der als Nobel Preis der Architektur gilt – und 2009 den Praemium Imperiale aus Japan – der sich selbst als Nobel Preis der Kunst versteht.

 

Unerwartet und mit 65 Jahren noch relativ jung ist die Architektin mit britischer Staatsangehörigkeit am 31. März 2016 in Miami (USA) an einem Herzinfarkt gestorben. Sie wird der Architektur fehlen!

 

In Begemanns Blog werden in den kommenden Wochen einige der Bauwerke von Zaha Hadid im deutschsprachigen Raum beschrieben. So die bereits erwähnten Bauten in Weil am Rhein (Feuerwache des Vitra Design Museums), das „phaeno“ in Wolfsburg, außerdem das Messner Museum in Südtirol und, sollten Bilder erhältlich sein, das Stadion in Saudi Arabien.

Text: Mathias Fritzsche | Bilder: phaeno Wolfsburg
Externe Links: phaeno Wolfsburg | Vitra Design Museum

Über Mathias Fritzsche 117 Artikel
Ein Thema jagt das nächste: Der Wochengipfel hält ein oder zwei Themen fest und bringt sie in Erinnerung. Was war vergangene Woche so wichtig, dass man Schnappatmung bekam und ist diese Woche dennoch schon vergessen? Oder über welche Nachricht hat man sich so gefreut, dass man auf den Balkon ging und die Nachricht für die ganze Welt in den Abendhimmel geschrien hat?

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