Artsplash | Phantasiewelten aus der Mitte

Artsplash 04.04.2016

Die Kinotriologie „Der Herr der Ringe“ – „Die Gefährten“ (20019, „Die zwei Türme“ (2002) und „Die Rückkehr des Königs“ (2003) – in der Regie von Peter Jackson eroberte das Publikum im Sturm. Schon allein die phantastische Landschaft war atemberaubend, die Fabelwesen von elegisch schön bis zum Fürchten hässlich und natürlich die Geschichte, in der das Böse am Ende besiegt wird. Autor des gleichnamigen Romans ist der Engländer John Ronald Reuel Tolkien (1892 – 1973), besser bekannt als J.R.R. Tolkien. Das Fantasy-Buch gehört zu den erfolgreichsten des 20. Jahrhunderts und war der Grundstein für die aufkommende Fantasy-Literatur.

Paul Raymond Gregory, Grey Havens, 2002 (© Paul Raymond Gregory)
Paul Raymond Gregory, Grey Havens, 2002 (© Paul Raymond Gregory)

Weit bevor die Kinotriologie ihren Siegeszug rund um den Globus antrat, begann sich ein junger Engländer in die Welt der Hobbits, Elfen, Zwerge, Zauberer und der Macht des Bösen hinein zu denken und zu fühlen. Ende der 1970er Jahre griff Paul Raymond Gregory (*1949 in Derby/England) zum Pinsel und schuf seine Version von Mittelerde und deren Bewohner, die die Geschicke und Schicksal dieses Landstrichs bestimmten. 1983 lernte Gregory den damaligen Leitenden Direktor bei Sotheby´s, Peter Nahoum kennen, der später sein Mäzen und Gönner wurde. Peter Nahoum machte den Künstler in England bekannt und berühmt. Die Werke von Gregory haben England nie verlassen. Mit der Ausstellung „Romantische Landschaften. Paul Raymond Gregory und der Herr der Ringe. Werke der Romantik aus Museen Mitteldeutschlands“, die noch bis zum 17. April 2016 im Kunstverein „Talstrasse“ e.V. in Halle/S. zu sehen ist, hat sich das geändert.

Paul Raymond Gregory, The Death of Theoden, 1991 (© Paul Raymond Gregory)
Paul Raymond Gregory, The Death of Theoden, 1991 (© Paul Raymond Gregory)

Was bei Gregory das Hauptthema ist, nämlich Mittelerde, war Mitteldeutschland für die Maler der Romantik. Die Ausstellung zeigt Werke von Künstlern, die zu ihrer Zeit erfolgreich und gefragt waren. Heute sind sie fast in Vergessenheit geraten. Wie heißt es so schön, das Gute kann so nah sein und so schafft die Schau den Brückenschlag zu den mystischen Bildern des englischen Künstlers, der den Roman Tolkiens visuell auf der Leinwand umsetzte und den künstlerischen Schätzen, die sich in den Museen von Sachsen-Anhalt finden lassen. Es ist eine Neuentdeckung im doppelten Sinne. Eines haben alle Landschaftsbilder gemein: die Faszination des Lichts. Jener magische Augenblick des Sonnenlichts, wenn er eine Landschaft zum Strahlen bringt und der in Sekunden vorbei sein kann. Vor allem der Harz in seiner zu weilen rauen bis lieblichen Schönheit war und ist für Künstler ein Fundus, aus dem sie aus dem vollen schöpfen können. Die Lichtspiele, wenn die Wolken über das Gebirge ziehen und sich eine Lücke auftut – der punktuelle Akzent, den die Sonne setzt, bleibt einem in Erinnerung. Ein Phänomen, für das die Toskana mit ihrem klaren Licht berühmt ist und das im Harz anzutreffen ist.

Die ausgestellten Landschaftsbilder von Carl Blech (1798 – 1840), der als erster Künstler in Deutschland mit seinem Zeichenblock hinaus in die Natur zog und seine Studien vor Ort betrieb, Wilhelm Steuerwaldt (1815 – 1871), Carl Hasenpflug (1802 – 1858) oder Hans Richard von Volkmann (1860 – 1927) vermitteln dem Betrachter das Gefühl von Heimat und Hochkultur. Das Wechselspiel zwischen den Arbeiten Gregorys und den heimischen Künstlern macht diese Ausstellung ausgesprochen reizvoll und spannungsreich.

Zur Ausstellung ist ein Katalog, ISBN 978-3-932962-86-8, für 12 Euro erschienen.

 

Text: Nadja Naumann | Bilder: Kunstverein Talstrasse
Externer Link: Kunstverein Talstrasse

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen