Begemanns Blog | Filmperlen: Wie klaut man eine Million? (1966) | Teil 6

Givenchy als innere Haltung

Die Wahrnehmung einer Person über ihren Stil und der Ausdruck dieser Person durch eben diesen Stil: Das ist freilich ein weites Feld, durch das ein rhetorisch eleganter Weg ganz sicher auch führen könnte zu Zaha Hadid, der iranisch-stämmigen britischen Architektin. Deren überraschender Tod dieser Tage wird für die nächsten Folgen meiner Blitzlichter Anlass sein, ein wenig über Ausdruck in der Baukunst zu philosophieren, vor allem aber die wichtigsten Bauten von Zaha Hadid zu betrachten!

Aber zunächst noch abschließende Bemerkungen zu unserem letzten Filmthema: Ein Schauspieler, eine Schauspielerin verkörpert Rollen – er bzw. sie sind aber natürlich nicht diese von ihnen dargestellten Personen. Gute Schauspieler zeichnen sich ja nicht zuletzt auch durch ihre Wandlungsfähigkeit aus, die durchaus sogar Geschlechtergrenzen überspringen kann: Cate Blanchett ist ein absolut großartiger (eine absolut großartige?) Bob Dylan in I’m not there (Regie Todd Haynes, 2008)….

Im Falle von Audrey Hepburn aber kam es da zu eigentümlichen Überschneidungen. Die Figuren ihrer Rollen trugen gerne elegante Kleidung und auch die Schauspielerin für ihre private Person bevorzugte solche. So wurde sie zur, wie man heute sagen würde, Stil-Ikone. Ihr erster großer Auftritt in Roman Holiday freilich hatte vor allem noch durch ihren verschmitzten Charme, kombiniert mit einer umwerfenden Natürlichkeit und Frische, die Herzen der Zuschauer und der Oscar-Jury gewonnen (ganz zu schweigen von Gregory Peck, der den amerikanischen Reporter in Rom spielt, den die Prinzessin beim Ausbüxen aus der Etikette am nächtlichen Forum Romanum kennen lernt). Aber ab ihrem nächsten Film, Sabrina (1954, Regie Samuel Taylor) hatte Audrey Hepburn einen heimlicher Co-Star an ihrer Seite: Givenchy! Der renommierte Modemacher Hubert de Givenchy hatte zunächst, als ihn die Anfrage erreichte, ob er für die nächste Filmrolle von „Miss Hepburn“ Kostüme entwerfen wolle, auch an Katherine Hepburn gedacht. Freimütig erzählte The elder statesman of French Fashion, wie ihn ein Artikel in der Chicago Tribune von 1989 nennt, von seiner Überraschung, als statt deren plötzlich Audrey Hepburn vor seiner Tür stand! Daraus entwickelt sich eine persönliche Freundschaft wie auch eine lang anhaltende berufliche Zusammenarbeit, in bester win-win-Manier: Denn zum einen sind Schauspieler(innen) angewiesen auf Kleidung, deren Ausdruck den ihres Spiels unterstützt wie eben auch Modemacher starke Gesichter brauchen als Träger ihrer Entwürfe. Eine „Verkörperung“ als schlüssige Ausdeutung von etwas Wesentlichem im gegenseitigen Sinne! Und da verstärkt sich natürlich die Wirkung der konkreten und wirklichen Person der Schauspielerin durch die der von ihr gespielten Filmrollen!

Text: Dieter Begemann

Über Mathias Fritzsche 117 Artikel
Ein Thema jagt das nächste: Der Wochengipfel hält ein oder zwei Themen fest und bringt sie in Erinnerung. Was war vergangene Woche so wichtig, dass man Schnappatmung bekam und ist diese Woche dennoch schon vergessen? Oder über welche Nachricht hat man sich so gefreut, dass man auf den Balkon ging und die Nachricht für die ganze Welt in den Abendhimmel geschrien hat?

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