Artsplash | Flaschenpost rollt alten Fall auf

Artsplash 10.06.2016

Carl und Morck Assad (Erlöung © Henrik Ohsten)
Samuel und seine Schwester Magdalena (Erlösung © Henrik Ohsten)
Samuel und seine Schwester Magdalena (Erlösung © Henrik Ohsten)

Ich bin durch die Verfilmung der Kriminalromane „Erbarmen“ (2013) und „Schändung“ (2014) von Jussi Adler-Olsen zu einem Fan des dänischen Erfolgsautors geworden und ging voller Vorfreude in den dritten Teil „Erlösung“. So freudig, wie ich in die Pressevorführung in Leipzig sprang, kam ich nicht raus. Kommt in den ersten beiden Teilen der Humor nicht zu kurz trotz der schrecklich grausigen Fälle, taucht er mal kurz am Horizont auf, um sich gleich wieder zu verabschieden. Dem Thriller bekommt das nicht wirklich gut, denn genau das war es, was ihn von der Massenware Thriller unterschied.

 

Das „Sonderdezernat Q“ bekommt es dieses Mal mit einem kniffligen Fall zu tun. Eine Flaschenpost landet auf dem Tisch der Ermittler für ungelöste Kriminalfälle, die ihre mit Blut geschriebene Nachricht nur schwer zu deuten wissen. Während Hauptkommissar Carl Morck (Nikolaj Lie Kaas) sich daheim seinen Depressionen hingibt, machen sich Assad (Fares Fares) und Assistentin Rose (Johanne Louise Schmidt) daran, Licht in das Dunkel zu bringen, was ihnen allerdings nicht recht gelingen will. Assad kann Carl dazu bewegen, wieder seine Arbeit aufzunehmen und er sieht sofort Verbindungen zu alten Fällen, in denen Kinder plötzlich verschwanden. Parallel zu diesem Handlungsstrang taucht in einer dänischen Gemeinde ein anscheinend guter alter Bekannter auf: Johannes (Pal Sverre Valheim Hagen). Der Norweger besucht Elias (Jakob Ulrick Lohmann) und Rakel (Amanda Collin), die ihn freundlich aufnehmen. Misstrauisch hingegen ist die Tochter der Familie. Wenig später werden sie und ihr Bruder entführt und alles sieht danach aus, als ob sich die brutalen Morde an Kindern aus der Vergangenheit wiederholen könnten.

Filmplakat Erlösung
Filmplakat Erlösung

Während bei „Erbarmen“ und „Schändung“ der Däne Mikkel Norgaard (TV-Serie „Borgen – Gefährliche Seilschaften“) Regie führte, nahm der Norweger Hans Petter Moland („Einer nach dem anderen“) beim dritten Teil Platz auf dem Regiestuhl. Beide sind sehr gute Regisseure, aber der Wechsel hat dem Thriller nicht zwingend gut getan. Die Figuren haben teilweise weniger Tiefgang und der Film hangelt sich von Szene zu Szene, die in einer rasanten Lösegeldübergabe in einem Zug gipfelt, die für die Ermittler schief geht. Das fällt zwar nicht in das Fach der Regie, aber Nicolaj Arcel fiel erneut die nicht leicht zu lösende Aufgabe zu, aus dem Buch ein Drehbuch zu schreiben. Da bleibt am Ende eine schlanke Geschichte übrig, die zwar temporeich und packend inszeniert ist, aber diese besondere Anspannung die man im Kinosessel bei den ersten Teilen verspürte, habe ich vermisst. Der Figur von Carl hat man ein neues Profil verpasst und sein Sohn taucht nicht ein einziges Mal auf. Dabei war es gerade das, was diesen Kommissar so realistisch machte, denn familiäre Probleme gehören zum normalen Alltag. Stattdessen wirkt er labil und kraftlos, was einen irgendwann nur noch nervt.

Schauspielerisch großartig ist hingegen Pal Sverre Valheim Hagen, der als Bösewicht Johannes den Unschuldsengel mimen kann, um in der nächsten Sekunde seine brutale Seite auszuleben. Ihm bereitet es seelisches Vergnügen, Kinder zu quälen. Die Ursache dafür erfährt der Zuschauer in Rückblenden. Also an Gewaltszenen mangelt es in „Erlösung“ wahrlich nicht, aber die alleine genügen nicht, daraus einen guten Film zu machen. Für mich ist „Erlösung“ der schwächste der drei Teile. Bis jetzt umfasst die Reihe um das „Sonderdezernat Q“ sechs Bücher.

 

Filmstart: 9.6.2016

Text: Nadja Naumann | Bilder: NFP
Externer Link: Jussi Adler-Olsen Filme

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