ROLF-GUNTER DIENST – Mein Gedicht heißt Farbe

1.7 – 19.9.2016 | Museum Küppersmühle für Moderne Kunst

Rolf-Gunter Dienst (1942–2016) ist bekannt für seine „geschriebene“ Malerei in monumentalen Formaten. Stimmungen, Empfindungen und Fantasien aus der Natur, aus der Kunst, Musik und Literatur wandelt er in riesige Farbfelder um – auf der Basis von skriptiven Elementen, die im Laufe der Zeit immer weiter in der Farbe aufgehen. Das MKM Museum Küppersmühle würdigt das Werk des im März diesen Jahres verstorbenen Künstlers mit einer umfassenden Retrospektive. Gezeigt werden Zeichnungen, Gouachen und Gemälde aus verschiedenen Schaffensphasen seit den 1960er-Jahren, u.a. mit Fokus auf den großformatigen Arbeiten von bis zu zehn Metern Länge. Die Auswahl der Werke erfolgte noch in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler.
„Rolf-Gunter Dienst hat sich dazu entschieden, die Farbe als Monument wirken zu lassen, und diese Programmatik, nämlich die Monumentalisierung der Farbe, zeichnet ihn aus.“(Walter Smerling, Direktor MKM)

Mit gerade mal 18 Jahren startet Rolf-Gunter Dienst seine Laufbahn als Maler, parallel dazu als Autor und Kunstkritiker. Zahlreiche Reisen führen ihn im Rahmen von Stipendien, Preisen und Lehraufträgen ins europäische und außereuropäische Ausland. Die Erfahrungen, Eindrücke und Perspektivwechsel prägen sein künstlerisches Schaffen. Auch die intensive Beschäftigung mit anderen Künstlern wie Mark Rothko, Gerhard Hoehme oder Cy Twombly sowie insbesondere mit literarischen Werken, zum Beispiel von Gabriel García Márquez oder Herman Melville, ist Impulsgeber für seine Arbeiten und hinterlässt in vielen Titeln ihre Spuren (z.B. die sieben Antworten auf Gerhard Hoehmes römischen Brief, 1979, Moby Dick, 2003, Epitaph für Cy Twombly, 2011). Die Verbindung von Kunst und Literatur, von Farbe mit erfundenen Schriftelementen zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk.

Zunächst sind die von ihm entwickelten sogenannten »Kürzel« in den Gouachen und Ölgemälden der Anfangsjahre noch deutlich auszumachen. „Sein Frühwerk der 1960er-Jahre ist stark skriptural geprägt. Die »Kürzel« dominieren die Bilder. Sie stehen auf weißen Grund, geben dem Bild Farbe und Form. (…) Ab den 1980er-Jahren tritt das Zeichenhafte gegenüber der Farbe in den Gemälden zurück“, erläutert Kuratorin Ina Hesselmann. Fortan ordnen die »Kürzel« die Bilder minutiös in der Mikrostruktur und geben Diensts Farben immer mehr Raum. Der Malprozess ist extrem, denn der Künstler reiht akribisch und scheinbar endlos ein bedeutungsleeres Zeichen an das andere – solange bis sie sich großflächig in oft monochromen Farbflächen aufzulösen scheinen. Dem Betrachter erschließen
sie sich die »Kürzel« nur noch in der Nahsicht. Aus der Ferne lassen sie die Farben leuchten, sich verändern, manchmal auch vor den Augen tanzen – je
nach Tageszeit, Lichteinfall und Blickwinkel.

Ausgehend von seinem vom Informel geprägten Frühwerk über seine ersten Versuche mit dem »Kürzel« bis hin zu Arbeiten aus den letzten Jahren zeigen Werkgruppen aus unterschiedlichen Schaffensphasen die Entwicklung, aber auch die Konstanten im Werk von Rolf-Gunter Dienst auf. Insbesondere das Arbeiten in Serien hat dabei Bestand: „Das Serielle zieht sich (…) durch die Zeichnungen wie auch durch die Gemälde und Aquarelle, von einem Modul zum anderen, von einem Bild zum nächsten, von einer Serie zur nächsten. Es ist, als würde alles übergangslos fortlaufen wie eine Maschine“ (Ina Hesselmann).

Der Ausstellungrundgang beginnt mit einer umfangreichen Auswahl an,Papierarbeiten, Gouachen und Ölgemälden aus den Anfangsjahren des Künstlers. Dazu gehört auch die Arbeit „Mein Gedicht heißt Farbe“ von 1962, deren Titel das Konzept der aktuellen Ausstellung im MKM inspiriert hat. Dementsprechend folgen im Anschluss an das Frühwerk unmittelbar Diensts monumentale und vor allem leuchtend farbintensive Gemälde, wie zum Beispiel Les Voyelles, 2006/07, Scaramouche XIII, 2002 oder Macondo IX, 2000. Die weiteren Räume sind den monochrom gehaltenen Leinwänden und Zeichnungen gewidmet. Die Ausstellung präsentiert die großen Formate teilweise erstmals im Zusammenhang und offenbart so den ganzen malerischen Kosmos von Rolf-Gunter Dienst: „In seinen Bildern, in seinen Farbwelten kann man wandeln. Der Anblick aus nächster Nähe kommt einem Spaziergang durch einen Farbwald gleich. Farbe sehen, Farbe trinken, Farbe erleben – das verbindet man beim Betrachten seiner großformatigen Arbeiten.“, meint MKM-Direktor Walter Smerling.

 

Text: Museum Küppersmühle für Moderne Kunst | Foto: Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Externer Link: Museum Küppersmühle für Moderne Kunst

 

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