Verkehrte Welt. Das Jahrhundert von Hieronymus Bosc h

4.6 – 11.9.16 | Bucerius Kunst Forum

Anlässlich des 500. Todesjahres von Hieronymus Bosch beleuchtet das Bucerius Kunst Forum, wie seine phantastischen Szenerien der Hölle und drastischen Schilderungen des Sündhaften die niederländische Kunst des 16. Jahrhunderts prägten. Gezeigt werden über 90 Arbeiten von Künstlern der folgenden Generation, die Boschs Bildsprache aufgriffen, über die Druckgraphik verbreiteten und weiterentwickelten. Verkehrte Welt. Das Jahrhundert von Hieronymus Bosch macht anschaulich, wie sich diese Rezeption mit der geistesgeschichtlichen Entwicklung vom Ende des Mittelalters bis ins 17. Jahrhundert veränderte. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Mit seinen phantastischen Szenerien der Hölle und satirischen Schilderungen der Lebenswelt prägte Hieronymus Bosch (um 1450–1516) die niederländische Kunst des 16. Jahrhunderts. Zahllose Nachfolger kopierten und verwandelten seine Kompositionen und Motive. Seine Heimatstadt ’s-Hertogenboschm zeigte bis vor wenigen Wochen eine große Retrospektive und Ende Mai eröffnete die Bosch-Ausstellung in Madrid – dem Ort, an dem sich heute die meisten seiner Werke befinden. Zeitgleich beschäftigt sich die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum mit der Rezeptionsgeschichte seines Œuvres. Dass Bosch eher als Exzentriker, gar pathologischer Fall oder Vorläufer des Surrealismus galt, lässt leicht übersehen, wie berühmt und einflussreich er bereits zu Lebzeiten und im Jahrhundert nach seinem Tod war. Diesem Aspekt widmet sich Verkehrte Welt. Das Jahrhundert von Hieronymus Bosch.
Die Bildschöpfungen und Sujets von Bosch wurden von Künstlern der folgenden Generation rezipiert und erreichten vor allem über das aufblühende Medium der Druckgraphik eine enorme Reichweite. Bis heute faszinieren die nach Entwürfen von Hieronymus Bosch oder Pieter Bruegel d. Ä., seinem wichtigsten Nachfolger, geschaffenen Kupferstiche. Stand bei Boschs Höllenbildern die Angst vor Verdammnis und Peinigung im Zentrum, erhielten bald nach seinem Tod die Darstellungen von Monstern und Dämonen einen unterhaltsamen Charakter. Diese Verharmlosung ging mit einer Verschiebung der christlichen Glaubensvorstellung einher, die sich nun auf das moralische Verhalten im Diesseits richtete. Diese Entwicklung war Teil umfangreicher Veränderungen der niederländischen Gesellschaft im 16. Jahrhundert. In dieser Zeit bildete sich das städtische Bürgertum heraus, das um Selbstbestimmung bemüht war. Dazu trugen künstlerische Werke bei, die auf ironische Art unerwünschte Verhaltensweisen, die verkehrte Welt, kritisierten. Die Bedeutung dieser Themen hielt bis etwa 1600 an, bis sich das Bürgertum und sein Wertekanon etabliert hatten.

In acht Kapiteln beleuchtet die von Michael Philippkonzipierte Ausstellung im Bucerius Kunst Forum, wie Boschs Nachfolger und Nachahmer seine Bilderwelt über die Druckgraphik verbreiteten und vor dem ideengeschichtlichen Hintergrund des 16. Jahrhunderts weiterentwickelten. Die gezeigten Werke erzählen von Christi Höllenfahrt und seiner Auseinandersetzung mit Dämonen und Teufeln, von den Sieben Todsünden und den Sieben Tugenden, von verantwortungsbewussten Heiligen und unmoralischen Narren. Mit der Zeit werden Ungeheuer von bedrohlichen Wesen zu groteskem Dekor und Darstellungen von Sprichwörtern und Redewendungen vermitteln moralische Werte und Normen, um Orientierung in einer im Umbruch befindlichen Gesellschaft zu geben. Insgesamt umfasst Verkehrte Welt. Das Jahrhundert von Hieronymus Bosch etwa 80 Kupferstiche und Radierungen. Diese werden ergänzt durch rund 15 Gemälde und geschnitzte Architekturelemente, die zum Teil erstmals öffentlich gezeigt werden.

 

Text: Bucerius Kunst Forum | Foto: Bucerius Kunst Forum
Externer Link: Bucerius Kunst Forum

 

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