»Ein ebenso schöner, wie geistreicher Mann…« Bernhard August von Lindenau im Dienste der Wettiner

24.4. – 28.8.2016 | Lindau Museum

Am 21. Mai 1854 verlor die Stadt Altenburg mit Bernhard August von Lindenau einen seiner verdienstvollsten Bürger. Die meisten Altenburger verbinden mit seinem Namen vor allem die wertvollen Kunstsammlungen, die sich seit 1876 im Gebäude am Fuß des Schlossberges befinden. Erst 1919 wurde die Einrichtung nach ihrem Stifter benannt, der Schriftzug ≫Lindenau-Museum≪ schmückt die Fassade des Hauses gar erst seit 1997.

Nur wenige Menschen werden die kostbare Sammlung chinesischer,japanischer und Meisner Porzellane und anderer Ostasiatika im Schlossmuseum mit Lindenau in Verbindung bringen – 1845 übergab er sie an die Rüstkammer des Herzogs und benannte sie in seinem Testament als Bestandteil der Lindenau-Zachschen Stiftung. Doch Lindenau war nicht nur ein ≫Förderer der schönen Künste≪ sondern auch Gelehrter und Staatsmann.

Wenn nun 2016 in Thüringen der Ernestiner und ihrer europäischen Bedeutung gedacht wird, drängt sich die Idee geradezu auf, den Europäer Lindenau in den Blick zu nehmen und seine Leistungen sowohl für die Ernestiner als auch für die Albertiner zu würdigen. Die Stadt Altenburg verdankt Lindenau neben einer Reihe von wirtschaftlichen und sozialen Leistungen vor allem eine Kunstsammlung von internationaler Bedeutung. Mitten im Revolutionsjahr 1848 eröffnete er auf seinem Pohlhof ein Museum, das von Anfang an in der Kombination mit einer Kunstschule konzipiert war. Unablässig sammelte er bis an sein Lebensende, um seine Stiftung für den Staat Sachsen-Altenburg zu vervollständigen.

Lindenaus beispielhafte Stiftungskonstruktion nahm den Staat in die Pflicht und mehrte zudem den Reichtum des Landes. Der in die Zukunft weisende Bildungsauftrag des Museumsgründers, ≫Die Jugend zu belehren, das Alter zu erfreuen≪, bildet dabei das immerwährende Motto. Das Lindenausche Erbe zu pflegen ist und bleibt die vornehmste Aufgabe für das Museum selbst, aber auch für die politisch dafür Verantwortlichen. Mit dieser Ausstellung hat das Lindenau-Museum 2016 erneut den Stifter Bernhard August von Lindenau in den Fokus der Betrachtung gerückt, und mit ihm die Geschichte Mitteldeutschlands in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Immer noch gelingt es, neue Facetten im Leben dieses Mannes zu entdecken, dessen mathematisch-technisches Wissen, gepaart mit seiner Liebe zur klassischen Kunst, ihn geradezu prädestinierte, Innovatives beim Aufbruch ins industrielle Zeitalter zu leisten. Es wurde der Gedanke der Zusammengehörigkeit Thüringens aufgegriffen und der Bogen geschlagen zur Thüringer Landesausstellung ≫Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa≪. Die in Altenburg zu erlebende Ausstellung über ≫Bernhard August von Lindenau im Dienste der Wettiner≪ beleuchtet anhand einer Beamtenbiographie die Verflechtungen zwischen Thüringen und Sachsen, für die Altenburg einen Schnittpunkt darstellte.

Auch den Beobachtungen des Berliner Künstlers Matthias Beckmann in den Sammlungen, die ebenfalls in diese Ausstellung integriert wurden, hätte Lindenau wohlwollende Beachtung geschenkt. Der Museumsbau, der heute die Sammlungen und die Kunstschule, das Studio Bildende Kunst, beherbergt, entstand vor nunmehr 140 Jahren. Ein Schüler des berühmten Baumeisters Gottfried Semper, der herzogliche Baudirektor Julius Robert Enger, hatte die Entwürfe für einen damals außerordentlich modernen Museumsbau geliefert. Inzwischen haben sich die Anforderungen an ein Museum wesentlich geändert, weshalb die Verantwortlichen des Landkreises Altenburger Land und des Freistaates Thüringen vor der Aufgabe stehen, das Museum unter Beachtung seiner architektonischen Besonderheiten auch baulich und organisatorisch fit für das 21. Jahrhundert zu machen.

Vorwort aus dem Katalog:
Michaele Sojka
Landrätin des Landkreises Altenburger Land

Text: Lindau Museum | Foto: Lindau Museum
Externer Link: Lindau Museum

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