Welten bauen – Modelle zum Entwerfen, Sammeln, Nachdenken

15.7.16 – 8.1.17 | Museum für Gestaltung Zürich

Modelle sind unentbehrlich beim Entwerfen von Möbeln oder Häusern und Spielzeug-Miniaturen bewegen so manches Sammlerherz. Die neue Ausstellung im Museum für Gestal-tung zeigt die Vielfalt der Modellwelten und lädt zum Selberbauen ein.

Modelle sind Vieleskönner. Sie lassen uns Dinge besitzen, die wir anders nicht haben können. Man denke nur an die zahllosen Sammlungen von Eisenbahn- oder Automodellen. Modelle regen uns zum Nachdenken an und oft auch zum Spielen. Manche sind ästhetisch reizvoll und faszinie-render als die Wirklichkeit, auf die sie sich beziehen: Sie sind meist kleiner und handlicher oder existieren nur digital. Bildet ein Modell die Wirklichkeit zudem nur wenig detailliert ab, verkörpert es deren Essenz.

Entwerfen: vom Arbeitsmodell zur Spielzeug-Replik
Das Modell ist ein zentrales Arbeitsinstrument beim Entwerfen in sämtlichen gestalterischen
Disziplinen und Massstabsbereichen. Wie hilfreich auf dem langen Weg zur definitiven Form und Konstruktion es ist, zeigt die Ausstellung anhand des leichtgewichtigen Sperrholz-Stuhls „Houdi-ni“ vom deutschen Designer Stefan Diez oder des SBB-Hochgeschwindigkeitszugs
„Giruno“. So kann der Besucher die Licht- und Innenausstattungstests für den neuen Zug nach-vollziehen, der dann 2019 durch den Gotthard-Basistunnel rollen wird. Umgekehrt ist auch jedes Modell selber das Resultat eines Entwurfs: Ein Spielzeugauto etwa erfordert gestalterische Ent-scheidungen, damit die verkleinerte Kopie mit ihren reduzierten Details das Vorbild möglichst gut wiedergibt. Beim Arbeitsmodell wie bei der Spielzeug-Replik spielt die Materialwahl eine wesentliche Rolle: Karton, Naturmaterialien aber auch „immaterielle“ Computerprogramme ermöglichen realistische Resultate, während Plastilin oder Plexiglas eher für abstrakte Modelle gewählt werden. Die Arbei-ten von Zaha Hadid Architects, den Produktentwicklern von Tribecraft oder Modellamateuren verdeutlichen in der Ausstellung die Macht des Materials im Modellbau und zeigen, wie heute selbstverständlich zwischen analogen und digitalen Mitteln hin und her gewechselt wird. So ver-fügt Zürich sowohl über ein riesiges Holzmodell der ganzen Stadt als auch über dessen digitales und damit interaktives Pendant. Ein Blick hinter die Kulissen der Werbung führt den Besucherin-nen und Besuchern zudem vor Augen, wie die Darstellung eines Autos mittels CGI (Computer Generated Imagery) konstruiert und in eine nächtliche Szenerie montiert wird. Noch vor wenigen Jahren wären für ein solch wirklichkeitsgetreues Bild aufwändige Foto-Aufnahmen notwendig gewesen.

Sammeln: Eisenbahnen und Swissminiatur
Manche sorgfältig realisierte und entsprechend kostspielige Miniatur-Replik entsteht einzig, um von Sammlern gekauft zu werden, wie beispielsweise die hochkarätigen Eisenbahnmodelle aus dem Nachlass von Claude Nobs, dem Gründer des Montreux Jazz Festivals, zeigen.
Und manchmal ersetzen nachgebaute Welten weite Reisen: Themenparks bauen internationale Sehenswürdigkeiten als Touristenattraktionen nach, sei es im Swissminiatur in Melide, im Minia-tur Wunderland Hamburg oder in immer zahlreicheren chinesischen Grossstädten. Fotos und Videos ersparen nun wiederum den Besucherinnen der Ausstellung das Reisen zu diesen Parks.

Nachdenken: animierte Titanwurz, Landschaftsmodelle und visualisierte Bauvorhaben
Modelle helfen aber auch beim Nachdenken über die Wirklichkeit, um etwa in den Wissenschaf-ten ein vertiefteres Verständnis zu erlangen. Ein an der Zürcher Hochschule der Künste entwickel-tes interaktives, digitales Modell der Titanwurz ermöglicht es den Besuchern, diese weltweit grösste und nur selten blühende Blume virtuell zum Wachsen zu bringen und ihr komplexes Inneres zu er-kunden. Die Fotokünstler Clement Valla („Postcards from Google Earth”) und Aydın Büyüktaş („Flatland“) zeigen die Modellhaftigkeit heutiger digitaler Landschaftsdarstellungen. Andere Mo-delle behaupten Zukunft: Sie dienen als Medien, die die Ankündigung von etwas Kommendem unterstützen sollen. So sind Politiker zu sehen, die sich in der Tradition von Stifterfiguren auch heute noch gerne neben Modelle von grossen Bauvorhaben stellen.

Werkstatt: selber bauen oder live miterleben
In einer Werkstatt innerhalb der Ausstellung können die Besucherinnen und Besucher ihre eige-nen Modelle aus Holz oder Lego bauen. Ausgewiesene Modellbau-Amateure und -Profis lassen sich zudem an mehreren Wochenenden über die Schulter blicken und geben Auskunft über das Modellieren mit Karton, Lego, Naturmaterialien und dem 3D-Drucker. Ein solcher produziert wäh-rend der ganzen Ausstellungsdauer kleine Kunststoffmodelle, die mitgenommen werden können.

 

Text: Museum für Gestaltung Zürich | Foto: Museum für Gestaltung Zürich
Externer Link: Museum für Gestaltung Zürich

 

e

Über Kunst-Mag 749 Artikel
Kunst Mag ist das neue Online-Magazin mit News und Blogs rund um Kunst. Hier gibt es wöchentlich neue Blogs zu spannenden Themen von verschiedenen Autoren, die Sie teilweise auch aus der Zeitschrift kunst:art kennen. Außerdem berichtet Kunst Mag über Ausstellungen, Museen, Kunstmessen, Auktionen und Galerien. Es lohnt sich bei Kunst Mag vorbeizuschauen! Ihr Kunst Mag-Team

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen