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Oblivion – Hingucker Filmausstattung

Tatsächlich verblüffende Ähnlichkeiten mit Zaha Hadids Capital Hill Residence, im angesprochenen Gestus und sogar in vielen Details, finden sich in einer Architektur, die von den beiden Protagonisten des folgenden Films bewohnt wird. Oblivion gehört ins Genre der Science Fiction und innerhalb dieser breiten Gattung in die Unterschublade der Dystopien. Das sind sozusagen negative Utopien, ziemlich finstere Zukünfte, die negative Trends der Gegenwart fortführen. Oblivion führt uns in eine postapokalyptische Zukunft, in welcher nach einem Krieg zwischen Menschen und Außerirdischen die Erde verwüstet und unbewohnbar zurückgelassen wurde. Während sich die Überlebenden auf den Saturnmond Titan zurückgezogen haben, sind nur noch einige wenige wie der Flugdrohnentechniker Jack Harper und seine Freundin Vika mit verbleibenden Arbeiten beschäftigt. Praktisch schwerelos hoch über den Wolken und vor allem über der verstrahlten Erdoberfläche schwebt ihre Behausung. Diese seltsame Kreuzung zwischen Bergwacht und Satellit ist aber alles andere als sparsam funktionalistisch, wie man es bei einem solchen Kommando erwarten könnte. Stattdessen finden sich im offenen Grundriss gigantische raumhohe Glaswände und schmale Laufstege, die den Blick ins buchstäblich Bodenlose abstürzen lassen. Dominante Farbstimmung, interpunktiert von gelegentlichen Nuklearexplosionen am Horizont, ist ein eisiges, silbriges Grauweiß und Blau. Diese Atmosphäre des 2013 erschienenen Films, zusammen mit den atemberaubenden Aussichten, erinnern schlagend an die die Welt der gewöhnlichen Menschen weit überragende Kommandobrücke des zwei Jahre zuvor fertig gestellten Milliardärsdomizil der britisch-iranischen Architektin.

Den im Film von Tom Cruise gespielten Techniker und seine Partnerin (Andrea Riseborough; zu der sich später noch eine dritte Frau gesellt in der Gestalt von Olga Kurlyenko), diese Figuren mag man überzeugend finden oder nicht, ohnehin ist die Story manchmal etwas dünn, zugegeben, aber die Filmarchitektur und – Filmausstattung ist schon ein Hingucker. Das gilt für die Restweltruinen, durch die der einsame Held auf der vergifteten Erdoberfläche stolpert: ein abgebrochenes Empire State Building, an dessen Fassade Bächlein herabrinnen und Efeu rankt oder eine seitlich umgekippte und im schwarzen Geröll halb versunkene Manhattan Bridge. Überaus eindrucksvoll aber ist vor allem Harpers Fortbewegungsvehikel, ein in allen Achsen frei im Raum mit rasender Geschwindigkeit bewegliches Fluggerät, gleichfalls im silbrigen Eislook und mit transparenten Blasencockpit ausstaffiert: Das erlaubt natürlich wunderbare Einblicke, wenn Cruise und eine seiner Damen damit in rettender Mission unterwegs sind…

 

Text: Dieter Begemann

Über Mathias Fritzsche 117 Artikel
Ein Thema jagt das nächste: Der Wochengipfel hält ein oder zwei Themen fest und bringt sie in Erinnerung. Was war vergangene Woche so wichtig, dass man Schnappatmung bekam und ist diese Woche dennoch schon vergessen? Oder über welche Nachricht hat man sich so gefreut, dass man auf den Balkon ging und die Nachricht für die ganze Welt in den Abendhimmel geschrien hat?

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