Artsplash | Jean-Xavier Renaud in der Galerie Dukan in Leipzig

Pre-opening in der Spinnerei

Das Dinner der Spinnerei zum Rundgang für die Galeristen und ihre Gäste. Foto von Artsplash

In Deutschland ist der französische Künstler weniger bekannt, in seinem Heimatland zählt er zu den bekanntesten zeitgenössischen Künstlern und er ist ein Multitalent. Er beherrscht sowohl die große Leinwand als auch das Papier. Seine Aquarelle sind voller Witz, Charme und Gesellschaftskritik. Eines seiner Arbeitsmittel ist die Sprache, die er sehr gekonnt und bewusst einsetzt. Einen Tag vor dem Rundgang in der Spinnerei, am 16. September 2016, fand in den dort ansässigen Galerien das Pre-opening  statt, mit anschließendem Dinner in der Halle 14. Ich hatte das große Glück, dass mich die Galerie Dukan Paris Leipzig dazu eingeladen hatte. An dieser Stelle noch einmal recht herzlichen Dank, es war für mich ein herrlich erfrischender und unvergesslicher Abend!

Jean Xavier Renaud, in der Mitte, gehört zu den bekanntesten Künstlern der Gegenwart in Frankreich. Foto von Artsplash
Jean Xavier Renaud, in der Mitte, gehört zu den bekanntesten Künstlern der Gegenwart in Frankreich. Foto von Artsplash

Wenn man Jean-Xavier Renaud kennenlernt, dann trifft man auf einen gut gelaunten und humorvollen Menschen und Künstler. Die Energie, die er ausstrahlt, springt automatisch auf einen über. Jean-Xavier Renaud wurde in Woippy in Lothringen geboren und lebte heute mit seiner charmanten Frau Gail in Hauteville-Lompnès im Jura. Der Ort ist geprägt von Sanatorien, denn die Luft ist hier äußerst rein und hat eine heilende Wirkung bei Erkrankungen der Atemwege. Der Künstler selbst fühlt sich sehr wohl in dieser Gemeinde, die er scherzhaft als „Twin Peaks“ bezeichnet. Der Tod, so erzählt er, ist immer präsent und daher ist die ganze Atmosphäre in Hauteville-Lompnès ein wenig gespenstisch. Keinerlei Verständnis hat er für seine Nation, die auf die Umwelt keinen Wert legt. Das macht ihn wütend. Somit ist es nicht verwunderlich, dass seine Ausstellung in der Galerie Dukan in Leipzig den Titel „Umweltverschmutzungen“ – „Pollutions atmosphériques“ trägt.

 

Jean-Xavier Renaud hat an der Kunsthochschule Straßburg (École supérieure des arts décoratifs) studiert und lehrt heute an der Hochschule für Kunst und Design in Genf (HEAD)/Schweiz. 2004 zog er in seine neue Wahlheimat, die idealerweise zwischen Lyon und Genf liegt. Mir gefiel in der Schau ein Aquarell besonders gut: „Porcherie – Schweinestall“, in dem zwei Schweine in einem Porsche Panamera sitzen. „Weißt du“, erzählt er mir, „Porsche ist toll, aber einen Porsche mit vier Türen – das ist kein Sportwagen mehr und ich liebe den 911er!“ Im französischen wird das „e“ beim Porsche nicht mit gesprochen und so kam er auf die Idee „Porcherie“ – auf deutsch Schweinestall – um seinem Ärger Luft zu machen. Für die drei Arbeiten „Pieton vigilant – Wachsamer Fußgänger“ ist er durch die Ortschaft gegangen und hat Verkehrssünder fotografiert, die vor den Geschäften genau so parken, dass sie so wenig wie nur möglich laufen müssen. „Ich habe vor, daraus eine Serie zu machen und werde sie dann im Ort ausstellen.“ Bei einer Familienzusammenkunft in Südfrankreich hat er sich mit dem „dolce far niente“ nicht anfreunden können. Vor allem die Frauen, die sich den ganzen Tag in der Sonne aalten, nervten ihn. Daher ist in „Apéro à Aix – Apreritif in Aix“ eine Sonnenanbeterin total schwarz gemalt.

Für die Ausstellung hat er sich für die Petersburger Hängung entschieden, die er selber mag. Auf die Anbringung der Titel hat er ganz bewusst verzichtet. Mit der Fülle seiner Arbeiten fällt der Franzose im Vergleich zu den anderen jetzigen Ausstellungen in den Galerien der Spinnerei total aus dem Rahmen. Während meines kurzen Rundgangs wurden gerade mal die wenigen Arbeiten von Stephan Balkenol regelrecht angehimmelt. Der Leipziger Künstler Jochen Plogsties hat – mal wieder – seinen Stil geändert und auch in dieser Galerie war die Stimmung getragen, die Kunstwerke an einer Hand auf zählbar. Kunst kann in Deutschland eben eine ernst zunehmende minimalistische Sache sein.  Mehr Kunst ist mir jedenfalls lieber.

Das Dinner, das 20 Uhr begann, war für mich sehr spannend, denn die Tische, an denen es besonders voll war, vereinten die finanzkräftigen Sammler – zum Glück für die Kunst gibt es sie. Am Tisch der Galerie Dukan ging es ausgesprochen fröhlich zu – darin sind die Franzosen unschlagbar gut. Inspiriert und beschwingt kam ich nachts daheim an. Herz, was will man mehr.

Die Ausstellung „Umweltverschmutzungen“ – „Pollutions atmosphériques“ ist bis zum 22. Oktober 2016 in der Galerie Dukan in Leipzig zu sehen und man sollte sie sich auf gar keinen Fall entgehen lassen!

Text/Bilder: Nadja Naumann
Externer Link: Galerie Dukan

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