JOSEF HOFFMANN – JOSEF FRANK

22.6. – 30.10.16 | MAK

Mit der Ausstellung JOSEF FRANK. Von der „unendlichen Garnitur“ zum offenen System stellt das Josef Hoffmann Museum Brtnice, eine ge-meinsame Expositur der Mährischen Galerie in Brno und des MAK, erstmals die ge-stalterischen Positionen von Josef Frank und Josef Hoffmann einander gegenüber. Zeichnungen, Fotos, Publikationen und Pläne geben Einblick in die Beziehungen zwi-schen diesen beiden Schlüsselfiguren der österreichischen Architektur der ersten Hälf-te des 20. Jahrhunderts. Hoffmanns Idee des Gesamtkunstwerks, sein sogenanntes „Garniturdenken“, und Franks freies und individuelles, offenes System der Gestaltung treffen als heterogene Auffassungen von Raumgestaltung in einer konzentrierten Prä-sentation in Hoffmanns Geburtshaus aufeinander.

Thematisch knüpft die Ausstellung an die Personale JOSEF FRANK: Against Design (MAK-Ausstellungshalle, 16. Dezember 2015 – 12. Juni 2016) an und zeigt erstmals Werke Josef Franks in der Tschechischen Republik. Die elfte vom MAK kuratierte temporäre Ausstellung in Brtnice zu Wirken und Umfeld des Universalgestalters Josef Hoffmann macht einmal mehr dessen stilbildende Funktion für nachfolgende Archi-tektInnen deutlich, die den „Wiener Stil“ schließlich internationalisierten.

Die gezeigten Exponate spannen einen Bogen von den 1910er bis in die 1930er Jahre und konzentrieren sich auf die wichtigsten Begegnungen von Frank und Hoffmann. Ihr kollegiales Verhältnis drückt sich in Hoffmanns Unterstützung des jungen Frank und in mehreren Episoden des Zusammenarbeitens aus. Frank war beispielsweise Grün-dungsmitglied des Bundes Österreichischer Künstler, der sogenannten Kunstschau, deren Hauptfigur Josef Hoffmann war, und arbeitete bis 1920 immer wieder an Pro-jekten Josef Hoffmanns und der Wiener Werkstätte mit. Bis zu Josef Franks Emigra-tion nach Schweden im Jahr 1933 war sein Werk auf mannigfaltige Weise mit dem Josef Hoffmanns verbunden.

Fotos und Entwürfe von Hoffmann und seinem Mitstreiter Frank aus den Jahren 1913 und 1914 für das Landhaus Skywa-Primavesi im 13. Wiener Gemeindebezirk sind ebenso zu sehen wie Pläne zur Errichtung der Wiener Werkbundsiedlung aus dem Jahr 1932. Hoffmann und Frank hatten bereits zwei Jahre vor dieser Zusammenarbeit gemeinsam für die Deutsche Werkbundausstellung gearbeitet. Weitere Begegnungen gab es an der Wiener Kunstgewerbeschule, wo sie zeitgleich unterrichteten. Während Hoffmann ab 1899 als Professor für Architektur tätig war, vermittelte Frank in der Nachfolge von Heinrich Tessenow bis ins Jahr 1926 das Fach Baukonstruktionslehre.

Der ältere Josef Hoffmann blieb auch nach 1920 dem von ihm und der Wiener Werk-stätte propagierten „Garniturdenken“ verpflichtet. Frank dagegen wurde neben ande-ren LehrerInnen an Einrichtungen wie der Kunstgewerbeschule, der Akademie der bildenden Künste Wien und der Technischen Universität Wien zum prononcierten Vordenker. Dieser jungen Generation gelang es nach Ende des Ersten Weltkriegs, eine neue Herangehensweise zu entwickeln und eine Auflösung von Hoffmanns strengem Stil zu bewirken.

Geprägt von einer allgemeinen Aufbruchsstimmung gingen diese ambitionierten Ar-chitektInnen freier an ihre Gestaltungsaufgaben heran und ließen sich von Elementen der Arts and Crafts-Bewegung, der italienischen Renaissance und auch von volkstüm-lichen Ornamenten zu eklektischen Inszenierungen inspirieren. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern unterwarfen sie ihre Einflüsse nicht mehr einem Leitstil, sondern richte-ten sie im Team und nach gemeinsamen Gestaltungsmaximen aus. Weiße Wände, leicht wirkende Möbelformen und Freude am ornamentalen Detail zählten zu ihren Designprinzipien. Mit diesen liberalen Ansätzen orientierte sich die Architektur-Avantgarde an der „demokratischen“ Art des Wohnens und Gestaltens von Adolf Loos, der schon 1898 davon gesprochen hatte, dass man ein Zimmer so „einwohnen“ müsse, wie man ein kostbares Instrument einspiele.

Die Exponate der Ausstellung JOSEF HOFFMANN – JOSEF FRANK. Von der „unend-lichen Garnitur“ zum offenen System fließen räumlich wie thematisch in die Dauer-ausstellung JOSEF HOFFMANN: Inspirations ein, die seit 2009 mit Objekten und Entwürfen den künstlerischen Inspirationen Hoffmanns an dessen Geburtsort Brtnice nachspürt.

 

Text: MAK | Foto: MAK
Externer Link: MAK

 

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