MAK ART SALON #01 Clegg & Guttmann. Biedermeier reanimiert

25.9. – 4.12.16 | MAK

Mit dem eigens für die MAK-Expositur Geymüllerschlössel konzipierten Projekt Biedermeier reanimiert lädt das Künstlerduo Clegg & Guttmann zu einer angewandten Auseinandersetzung mit der facettenreichen Zeit des Biedermeier im architektonischen und wohnkulturellen Kontext. Die Intervention, die ein Zusammenspiel verschiedenster künstlerischer Disziplinen entstehen lässt, bildet den Auftakt zur neuen Ausstellungsreihe MAK ART SALON. Zeitgenössische KünstlerInnen eröffnen entsprechend dem programmatischen Ansatz des MAK, angewandte Kunst, bildende Kunst und Architektur interagieren zu lassen, im Geymüllerschlössel einen spannungsreichen Diskurs zur Verortung von Raum, Zeit und Geschichte.

In der Peripherie der Stadt lassen Architektur und Innenausstattung des Geymüllerschlössels das Alltagsleben einer wohlhabenden Wiener Familie zur Zeit des Biedermeier authentisch nachvollziehen. Michael Clegg und Martin Guttmann, die sich in ihrer künstlerischen Praxis mit spezifischen räumlichen sowie gesellschaftlichen Strukturen im Zeichen von Öffentlichkeit, Kommunikation und Repräsentation auseinandersetzen, erweitern in Biedermeier reanimiert die Wahrnehmung und Anwendung von angewandter Kunst, mit dem Ziel, neue soziale Räume zu generieren.

In einem dramaturgisch geplanten Rundgang erwecken sie die Atmosphäre und das Lebensgefühl einer Sommerresidenz aus einer vergangenen Zeit zu neuem Leben. Clegg & Guttmann konzentrieren sich auf Fassade, Eingang, Treppe und Kuppel als repräsentative Elemente der Architektur, führen die BesucherInnen durch die unterschiedlichen Salons und rekontextualisieren ausgewählte Objekte, Konstellationen des Alltagslebens sowie Details des Interieurs.

Inspiriert von Ornament und Formen- und Farbreichtum des biedermeierlichen Interi-eurs bringen sie eine eigene, künstlerische Ebene ein, die auf vorhandene ortsspezifi-sche Strukturen reagiert. Das Ensemble des Geymüllerschlössels dient als Hintergrund für zahlreiche pointierte, eigens beleuchtete und von Musik und gesprochenem Text begleitete szenische Tableaus aus Möbeln, Objekten, Instrumenten und Materialien des Biedermeier.

Begleitend zur Ausstellung vermittelt die gleichnamige Publikation MAK ART SALON #01: Clegg & Guttmann. Biedermeier reanimiert kulturelle Codes der angewandten Kunst im Biedermeier und aktuelle Stimmungsbilder zwischen Historie und Gegen-wart. Ausgewählte Interviews mit ExpertInnen – den Kunsthistorikern Christian Witt-Dörring und Markus Neuwirth, dem Künstler Christian Mayer, den MAK-KustodInnen Sebastian Hackenschmidt , Rainald Franz, Barbara Karl und Elisabeth Schmutter-meier – vertiefen den von Clegg & Guttmann im Geymüllerschlössel in Gang gesetzten Diskurs.

Die Kunst des Biedermeier, entstanden in einer Epoche von Stabilität zwischen dem Ende der Napoleonischen Kriege 1815 und den Revolutionen von 1848, ist eng mit der Neuordnung Europas verbunden und lässt moderne Gestaltungkonzepte anklingen, die von einer Suche nach konzeptuellen, einfachen und klaren Formen bestimmt sind. Geografisch wird der neue Stil insbesondere Österreich, Deutschland und Dänemark zugeschrieben.

Clegg & Guttmann Seit Beginn ihrer über 30-jährigen Zusammenarbeit verstehen Michael Clegg (* 1957 in Dublin) und Martin Guttmann (* 1957 in Jerusalem) ihr Schaffen als „soziokommuni-kativen Prozess“. Das OEuvre des Duos umfasst fotografische und filmische Inszenie-rungen sowie Objektinstallationen im öffentlichen Raum. Die Werke von Clegg & Gutt-mann wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in internationalen Museen und Galerien gezeigt, unter anderem im Kunstmuseum Bonn und in der Pho-tographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln (2016), im mumok, Wien (2015), Hammer Museum, Los Angeles (2015), Brandenburgischen Kunstverein, Potsdam (2015), The Metropolitan Museum of Art, New York (2014) und National Museum of Art, Architecture and Design, Oslo (2012).

MAK-Expositur Geymüllerschlössel Das nach 1808 als Sommervilla im Auftrag des Handelsherrn und Bankiers Johann Jakob Geymüller (1760–1834) errichtete Haus bietet einen originalgetreuen Einblick in die Vielfalt biedermeierlicher Architektursprache und Ausstattungskunst und spiegelt die spezifische Lebens- und Geistesart der Epoche des Vormärz wider. Neben den per-manent ausgestellten 160 erlesenen Alt-Wiener Uhren der Sammlung Franz Sobek zählen die Empire- und Biedermeiermöbel aus der Möbelsammlung des MAK zu den wichtigsten Exponaten im Schlössel. Das Geymüllerschlössel samt landschaftlichem Park verbindet ein außergewöhnliches Spektrum, in dem Architektur, Natur, Interieur und Kunsthandwerk, aber auch historische und zeitgenössische Positionen – wie James Turrells Skyspace The other Horizon (1998/2004) – in Synergie treten. Bereits seit 2013 bespielt das MAK die Expositur Geymüllerschlössel mit einer programmati-schen Ausstellungsreihe. Der MAK ART SALON knüpft an den MAK DESIGN SALON an, im Rahmen dessen zeitgenössische GestalterInnen eingeladen waren, sich mit der Ära des Wandels im frühen 19. Jahrhundert auseinanderzusetzen und stilistische wie gesellschaftliche Bezüge zur Gegenwart herzustellen.

 

Text: MAK | Foto: MAK
Externer Link: MAK

 

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