Versunkene Geschichte. Archäologie an Rhein und Neckar

28.2.16 – 30.7.17 | Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

Ab dem 28. Februar 2016 präsentieren die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Schätze aus ihren reichen archäologischen Sammlungen.

Die Sonderausstellung „Versunkene Geschichte. Archäologie an Rhein und Neckar“ lädt zu einer spannenden Zeitreise ein, die anhand außergewöhnlicher Originalfunde von der Steinzeit bis ins frühe Mittelalter führt. Neue Bereiche zur Bronze- und Eisenzeit sowie zur Römerzeit ergänzen die bereits bestehenden Abschnitte und schließen den Rundgang im Museum Weltkulturen D5. Die Präsentation vereint mehr als 3.000 Exponate. Viele davon sind jetzt erstmals in einer Ausstellung zu sehen. Aufwändige Inszenierungen, Mitmachstationen und Filme lassen die Vergangenheit lebendig werden.

Die Ausstellung erzählt die „Versunkene Geschichte“, die archäologische Grabungen ans Tageslicht gebracht haben. Die Funde sind oft die einzigen Quellen, die etwas über die Lebenswelt der Menschen vor Tausenden von Jahren verraten: Wie sah der Alltag unserer Vorfahren in der Rhein-Neckar-Region aus? In welchen Behausungen haben sie gelebt? Wie haben sie sich ernährt? Wie haben sie ihre Verstorbenen begraben? Die Besucher erleben Archäologie als ein Abenteuer voller spannender Fragen und geheimnisvoller Rätsel. Die Sonderausstellung „Versunkene Geschichte“ ist bis 30. Juli 2017 sehen.

Die Zeitreise geht weiter: Innovation Metall. Von der Bronzezeit zu den Kelten

Der Ausstellungsrundgang gliedert sich in vier Bereiche: Der Abschnitt „MenschenZeit“ entführt in die Steinzeit und begeistert bereits seit einigen Jahren kleine und große Gäste gleichermaßen. Die Besucher erkunden eine Höhle, begegnen dem berühmten homo heidelbergensis, entdecken die Welt der Neandertaler und lernen, wie aus Jägern und Sammlern Bauern und Viehzüchter wurden. Die Präsentation erhielt immer wieder neue Impulse, wie beispielsweise die Rekonstruktion eines Wohnhauses aus dem Neolithikum.

Ab sofort können die Besucher die faszinierende Zeitreise im neuen Ausstellungsteil „Innovation Metall. Von der Bronzezeit zu den Kelten“ fortsetzen. Sie erfahren, wie die Menschen zwischen dem 3. Jahrtausend v. Chr. und der Zeitenwende an Rhein und Neckar gelebt haben. Siedlungsund Gräberfunde aus Mannheim und Umgebung vermitteln ein lebendiges Bild vom Alltag der Bronze- und Eisenzeit.

Von entscheidender Bedeutung waren innovative Techniken der Metallverarbeitung. Originalgetreue Rekonstruktionen eines Schmelz- und eines Rennfeuerofens veranschaulichen die Gewinnung von Bronze und Eisen. Die neuen Metalle beeinflussten die Gesellschaft nachhaltig. Es entstanden Eliten, die den handwerklichen Umgang mit den unterschiedlichen Materialien beherrschten. Da es in der Region kein Kupfer und Zinn gab, die zur Herstellung von Bronze notwendig waren, entwickelten sich ein funktionierender Fernhandel und damit ein europaweiter Kulturaustausch. Welche weitreichenden Handelskontakte bereits damals gepflegt wurden, belegen eindrucksvolle Funde aus dem Rhein-Neckar-Raum, darunter Schmuck mit Korallenauflage aus dem Mittelmeerraum. Später wurde Eisen zum bevorzugten Metall. Den nötigen Rohstoff fand man jetzt vor der Haustür, allerdings waren zu seiner Gewinnung hohe Hitzegrade notwendig. Dies hatte zur Folge, dass große Waldflächen gerodet werden mussten.

Die Präsentation zeigt anhand aufwändiger Inszenierungen, wie sich die Bestattungssitten und die Siedlungsformen im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Die Besucher tauchen beispielsweise in einen Grabhügel aus der Hallstattzeit ein und erhalten einen Eindruck von Wehranlagen und Wohnhäusern. Ausgrabungen in Wallstadt förderten eine Siedlung der sogenannten Neckarsueben mit verschiedenen Handwerksbetrieben zu Tage. Dieser germanische Stamm lebte zur Zeitenwende am damaligen Neckarlauf. Anhand der Funde kann man sehen, dass der Einfluss des römischen Weltreichs auch in dieser Region zunahm. Neben den eigenen Produkten finden sich mehr und mehr römische Erzeugnisse.

Ein Hauch von Rom. Schätze aus den Mannheimer Sammlungen

Mit der Expansion des römischen Reiches gelangte auch die römisch-mediterrane Lebensweise an Rhein und Neckar. Der neue Ausstellungsteil „Ein Hauch von Rom“ zeigt anhand von archäologischen Spuren, wie multikulturell die Gesellschaft vom 1. bis 4. Jahrhundert war. Im Mannheimer Raum lebten Kelten, Germanen, Neckarsueben und Mitglieder der römischen Truppen, die aus fast allen Herren Länder stammten. Die Besucher wandeln auf einer Römerstraße mit zahlreichen geschichtsträchtigen Steindenkmälern. An den Steinen können sie ihre Lateinkenntnisse und ihr Wissen über den römischen Götterhimmel unter Beweis stellen. Die Grabsteine und Altäre ließ Kurfürst Carl Theodor im 18. Jahrhundert unter anderem aus Mainz, dem Rheinland und von der Donau nach Mannheim bringen. Bei der Zerstörung des Schlosses im 2. Weltkrieg wurden die kostbaren Objekte stark beschädigt. Dank der großzügigen Unterstützung des Mannheimer Altertumsvereins konnten die Römersteine im Vorfeld der Ausstellung gereinigt und restauriert werden und sind jetzt erstmals in dieser Fülle zu bewundern.

Ein weiterer Höhepunkt der Präsentation ist die detailreiche Rekonstruktion römischer Wandmalereien aus einer Villa bei Oftersheim. Die Fragmente der Fresken wurden bereits vor 50 Jahren bei Grabungen geborgen, konnten jedoch erst jetzt mit detektivischem Spürsinn und Geduld zusammengefügt und ergänzt werden. Die Wandmalereien sind von bester Qualität und beweisen, welchen Lebensstil reiche Römer auch weit ab von der Hauptstadt pflegten.

Die Ausstellung zeigt außerdem, dass die Archäologen nicht nur im Boden Erstaunliches finden, sondern auch Flüsse wahre Fundgruben für Spuren der Vergangenheit sein können. Jahrhunderts nutzten Germanen die Schwäche der römischen Grenzverteidigung für Beutezüge in den Westen. Auf ihrem Rückweg mussten sie Rhein und Neckar überqueren und wurden an einigen Stellen von römischen Truppen gestellt. Die vollbeladenen Schiffe kenterten und die Beute versank im Wasser, wo die Wissenschaftler sie viele Jahrhunderte später bargen.

Der Ausstellungsrundgang endet mit dem Bereich „Wilde Völker an Rhein und Neckar“, der bereits seit Februar 2015 zu sehen ist. Er widmet sich der Zeit des Frühmittelalters. Ab dem 6. Jahrhundert lebten die Menschen an Rhein und Neckar unter der Herrschaft der Franken in ländlichen Siedlungen. Die gezeigten Exponate stammen unter anderem aus Grabungen in den Mannheimer Gemarkungen Feudenheim, Sandhofen, Seckenheim, Straßenheim und Vogelstang.

 

Text: Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim | Foto: Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
Externer Link: Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

 

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