UNHEIMLICH – Innenräume von Edvard Munch bis Max Beckmann

20.10.16 – 29.1.17 | Landesmuseum Bonn

Der Umschlag vom Vertrauten, Heimeligen des Heims ins Unheimliche ist eine Erfahrung, für die Künstler wie Edvard Munch,  Léon Spilliaert  und Max Beckmann vor allem seit Ende des 19. Jahrhunderts vielfältige und eindrückliche Bilder gefunden hat. Diese Bilder sind Teil einer Geschichte des Interieurs, in der an die Stelle einer häuslich zufriedenen Welt des täglichen Lebens zunehmend Räume des Ungeborgenen und der Angst treten. Die Ausstellung UNHEIMLICH – Innenräume von Edvard Munch bis Max Beckmann benennt den Zeitpunkt am Ende des 19. Jahrhunderts, einem Höhepunkt der Kultur des Interieurs, an dem das Interieur in seiner Stabilität aber zugleich erschüttert wird und die Verunsicherung immer deutlicher eindringt.

Die moderne Krise des Subjekts, in der seine Identität und Einheit in Frage gestellt wurden, hat den Menschen auch da erreicht, wo es sich am sichersten glaubte, im eigenen Heim, in dem es nun nicht mehr Herr, nicht mehr zu Hause ist. Mit seinem Aufsatz „Das Unheimliche“ hat Sigmund Freud als wichtigster Diagnostiker der Ich-Krise und der Macht des Unbewussten das Unheimlich-Werden des Heims bereits früh auch psychoanalytisch fundiert. Indem das Ich sich selbst zum Fremden und Anderen wird, kann ihm zugleich das Heim fremd und unheimlich werden.

Die Ausstellung folgt der Kunst bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, von den Nabis zum Symbolismus und Expressionismus und zur Neuen Sachlichkeit. Sie untersucht die Ikonografie unheimlicher Innenräume in einer Auswahl von rund 100 hochkarätigen Gemälden, Zeichnungen und Drucken. Die Präsentation gliedert die Werke in verschiedene motivische und thematische Aspekte wie: der Raum in Auflösung, der Raum der Leere, Albträume, Schatten und Dunkelheit, die Lebendigkeit der Dinge, das Haus des Todes, einsame und gemeinsame Angst, der Raum als Tatort.

Die Ausstellung UNHEIMLICH ist ein Beitrag zur Geschichte der Interieurmalerei vom Ende des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert, sie ist aber auch ein Beitrag zum bildnerischen Verständnis des Innenraums überhaupt. Sie bewegt sich nicht auf einem entlegenen Gelände der Kunst, sondern im Zentrum einer existenziellen Grunderfahrung. Die Bilder formulieren die auch heute aktuelle Frage danach, ob und wie wir zu Hause sein können und welchen Gefährdungen dieses Zu-Hause-Sein ausgesetzt ist.

 

Text: Landesmuseum Bonn | Foto: Landesmuseum Bonn
Externer Link: Landesmuseum Bonn

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