Christo – Objekte – Zeichnungen – Collagen

28.1. – 18.6.17 | Kunsthalle Messmer

Christo und Jeanne-Claude – zwei Namen, die in unserem Gedächtnis sofort und untrennbar mit einem unverwechselbaren Werk verknüpft sind! Der weltbekannte amerikanische Künstler, 1935 in Gabrowo, Bulgarien, geboren, begeistert nach wie vor mit seinen spektakulären und mit enormem Aufwand betriebenen Kunstprojekten, in denen er mit viel Charme, Witz und scharfem analytischen Verstand stets aufs Neue wunderbar verrückte Ideen Wirklichkeit werden lässt. Die einmaligen und prägenden Kunsterlebnisse, meist unter freiem Himmel präsentiert, bleiben für Jahrzehnte im kollektiven Kunstgedächtnis einer ganzen Gesellschaft verankert.

Das Künstlerpaar finanziert seine Projekte stets selbst und lässt die Besucher kostenlos daran teilhaben. Die temporären Kunstwerke, nur wenige Tage oder Wochen zu bewundern, leben durch Zeichnungen, Fotos, Collagen und Editionen weiter und bleiben so auch über die Dauer des eigentlichen Projektes hinaus erhalten.

Zu Beginn seiner Karriere verschnürte Christo vor allem Alltagsgegenstände mit Schnur, Papier, Gewebe und Klebeband – seine kritische Antwort auf die von den Pop-Art-Künstlern propagierte ikonenhafte Überhöhung kommerzieller Waren und auf die zunehmend nach Perfektion strebende Verpackungsästhetik unserer Gesellschaft. Allerdings wäre es zu eindimensional, seine Werke auf reine Konsumkritik zu reduzieren. Vielmehr sind sie Experiment und Spiel mit der Ästhetik eines verhüllten Objektes, eines Bauwerkes oder den Teilen einer temporär den Blicken des Betrachters verborgenen Landschaft, die aber in ihren Umrissen stets erkennbar und damit Erinnerung ihrer selbst bleibt.

Die Ausstellung in der kunsthalle messmer präsentiert anhand von rund 100 Exponaten – darunter Zeichnungen, Collagen, Objekte, Grafiken und Fotos – die künstlerische Entwicklung der Ausnahmekünstler hin zu technisch immer ausgefeilteren und anspruchsvolleren Werken. Sie zeigt alle wichtigen Schaffensperioden, veranschaulicht und dokumentiert die Arbeitsweise und spannt einen weiten Bogen – beginnend mit den frühen Arbeiten, über die weltbekannten Projekte wie die „Surrounded Islands“, der Pont Neuf, die „Umbrellas“ in Japan und Kalifornien, den verhüllten Reichstag in Berlin oder die „Gates“ in New York bis hin zum jüngsten Großprojekt der „Floating Piers“ am Lago Iseo.

Das Projekt der „Surrounded Island“ befand sich seit 1980 in Planung und basierte auf einer Idee von Jeanne-Claude. Unter Verwendung von 603.850 m2 schwimmendem, pinkfarbenen Polypropylengewebe wurden elf Inseln in der Biscayne Bay zwischen Miami, North Miami und Miami Beach umsäumt. Das Werk wurde am 7. Mai 1983 fertig gestellt und war zwei Wochen lang zu sehen.

Im August 1984 erhielt das Künstlerpaar nach neunjähriger Verhandlungszeit vom damaligen Bürgermeister von Paris, Jaques Chirac, die Genehmigung für die Verhüllung des Pont Neuf. Innerhalb eines Monats wurde die älteste Brücke von Paris durch 40.000 m2 sandfarbenes Polyamidgewebe verborgen und zog in den zwei Wochen Laufzeit des Projektes rund 3 Millionen Besucher an.

Dem Projekt „Verhüllter Reichstag“ in Berlin ging eine Vorbereitungs- und Planungszeit von insgesamt 23 Jahren voraus, bevor im Februar 1994 endlich, auch durch die maßgebliche Unterstützung der damaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die Genehmigung erteilt wurde. Das historische Gebäude wurde mit 100.000 m2 feuerfestem, aluminiumbeschichteten Polypropylengewebe überzogen, die Verhüllung wurde in nur einer Woche Arbeitszeit abgeschlossen. Über fünf Millionen Besucher bestaunten das temporäre Kunstwerk.

Im Februar 2005 – die Planungen für das Projekt liefen bereits seit 1979 –  errichtete das Künstlerpaar auf den Wegen des Central Parks in New York insgesamt 7.503 über fünf Meter hohe Metalltore, die mit safrangelben Stoffbahnen behängt wurden. Die Gesamtstrecke betrug 37 Kilometer, die Kosten für das Großprojekt beliefen sich auf 21 Millionen Dollar.

Mit den „Floating Piers“ vollendete Christo das erste Großprojekt ohne seine 2009 verstorbene Frau und Partnerin Jeanne-Claude. Am Ufer des italienischen Iseosees verlegte er aus rund 200.000 schwimmenden Polyethylenelementen begehbare Stege zu den beiden Inseln Monte Isola und Isola di San Paolo, die mit 75.000 m2 dahliengelbem Stoff bespannt wurden. Die drei Kilometer langen, 16 Meter breiten und 50 Zentimeter hohen Stege wurden mit 200 Haken befestigt und waren 16 Tage lang für Besucher geöffnet. Die Kosten beliefen sich auf 19,5 Millionen Dollar, insgesamt besuchten 1,3 Millionen Menschen das Projekt.

Für die Zukunft sind weitere aufsehenerregende Projekte geplant. Besonders am Herzen liegt Christo die bereits seit 1992 in Vorbereitung befindliche Überspannung einer 11 km langen Strecke des Arkansas River im US-Bundesstaat Colorado. Dabei sollen Stoffbahnen an zwischen den Flussufern gespannten Seilen befestigt werden und mehrere Meter über der Wasseroberfläche schweben. Nach einem jahrelangen, komplizierten Verfahren erhielt Christo im November 2011 endlich vom Innenministerium der Vereinigten Staaten die formale Genehmigung zur Realisierung des Projektes, im Juli 2012 gab der Künstler bekannt, dass das Projekt aufgrund laufender Gerichtsverfahren vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben sei. Derzeit wird das Genehmigungsverfahren durch den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten überprüft. Die Gesamtkosten werden auf 50 Millionen Dollar geschätzt, die wieder vollständig von Christo getragen werden.

 

Text: Kunsthalle Messmer | Foto: Kunsthalle Messmer
Externer Link: Kunsthalle Messmer

 

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