Italienbilder des 19. Jahrhunderts zwischen Lorrain, Turner und Böcklin

10.2. – 28.5.17 | Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Italien war im 19. Jahrhundert ein magnetisierender Ort für viele Reisende aus dem Norden Europas, darunter Künstler wie Carl Blechen, Camille Corot und William Turner bis hin zu Oswald Achenbach und Max Klinger. In Deutschland befeuerte Johann Wolfgang von Goethe mit seiner 1816/17 erstmals veröffentlichten „Italienischen Reise“ nachhaltig den Drang in den Süden.
„Italisch“ nannte Heinrich von Kleist in einem Brief den blauen Himmel über Dresden und brachte damit die tief verankerte Sehnsucht nach dem hellen Licht eines Landes zum Ausdruck, das ebenso mit seinen antiken und christlichen Stätten, mit seinem Reichtum an Renaissancekunst sowie mit seinen Landschaften verzauberte. Die Stadt Rom wurde dabei zu einem neuen künstlerischen Brennpunkt. Künstler verschiedener Nationalitäten erhofften sich hier richtungsweisende Impulse für ihr Schaffen.

Dieser bis heute ungebrochenen Begeisterung für das „Land, wo die Zitronen blüh‘n“ spürt die Ausstellung „Unter italischen Himmeln. Italienbilder des 19. Jahrhunderts zwischen Lorrain, Turner und Böcklin“ im Dresdner Albertinum nach. Mit 130 Werken entfaltet die Schau einen umfassenden Überblick und lädt das Publikum zu einer bildmächtigen Reise durch das „bel paese“ ein. Hierzu wird der reiche Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in den Fokus gerückt. Zahlreiche Gemälde wurden für die Ausstellung restauriert und sind nun zum ersten Mal überhaupt zu sehen.

Die Präsentation vollzieht sich im Kontext zu Vorbildern aus der Gemäldegalerie Alte Meister, wie auch zu Plastiken der Antike und des 19. Jahrhunderts aus der Skulpturensammlung. Gleich am Eingang empfängt die Besucher das in der Mitte des 17. Jahrhunderts entstandene Gemälde „Küstenlandschaft mit Acis und Galatea“ von Claude Lorrain, der die Landschaftsmalerei zu einer führenden Gattung erhob und neben Nicolas Poussin über Jahrhunderte hinweg für viele Künstler normsetzend blieb. Im Folgenden eröffnet sich ein beeindruckendes Panorama vielgestaltiger Italienbilder von der Epoche des Klassizismus und der Romantik (Julius Schnorr von Carolsfeld, Ernst Ferdinand Oehme, Ludwig Richter, Carl Blechen) bis hin zu den Strömungen des Realismus, in denen der arkadische Traum auch durch eine von Freilichtstudien geschulte Naturauffassung allmählich einer verstärkten Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit weicht (Oswald Achenbach, Adolph Menzel). Die sogenannten Deutsch-Römer bezogen sich in der zweiten Jahrhunderthälfte hingegen nochmals intensiv auf die Kunst der Antike und der Renaissance (Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach, Hans von Marées). Die Abfolge der künstlerischen Positionen ermöglicht somit den Blick auf eine sich wandelnde Welt zwischen Agrarkultur und Industrielandschaft, zwischen der frühen touristischen Erschließung mit der Kutsche oder zu Fuß und mit dem Dampfschiff oder der Eisenbahn im späteren 19. Jahrhundert.

Dabei stehen Arbeiten deutschsprachiger Künstler im Dialog mit den Werken herausragender internationaler Zeitgenossen wie Camille Corot, Johan Christian Dahl und William Turner. Ihre Malerei prägte Erwartungen und Auffassungen vieler Generationen von Italienreisenden. Die Bilder nehmen das Publikum mit auf eine Reise durch ein Land üppiger Vegetation und markanter Einöden, mediterranen Klimas und intensiven Lichts, welche die Reiselust und Fantasie jedes Einzelnen zu beflügeln vermag.

Am Ende fällt der Blick auf die Italien-Faszination der Gegenwart und das Publikum wird selbst Teil der Ausstellung. Mit einer Fotoaktion, die sich an die Besucher wendet, entsteht ein Panorama aus ganz individuellen und heutigen Urlaubsimpressionen.

Die Ausstellung vereint wertvolle Leihgaben, unter anderem aus der Tate in London, dem Thorvaldsens Museum in Kopenhagen, den Staatlichen Museen zu Berlin sowie den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München und dem Städel Museum in Frankfurt.

 

Text: Staatliche Kunstsammlungen Dresden | Foto:  Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Externer Link: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

 

 

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