Menschen, Tiere, Sensationen – Das Dieselkraftwerk Cottbus zeigt die Zirkuswelt in der Kunst

6.5. – 20.8.2017 | dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus

 

von Karolina Wrobel //

Die Zeiten der glanzvollen Zirkuswelten scheinen längst vorbei. Dabei gibt es sie noch: Die Schlangenmenschen, die todesmutigen Artisten, die Clowns und die königlichen Zirkusdirektoren. Die bunte Welt der Sensationen, die dem gebildeten und ungebildeten Volk seit dem 18. Jahrhundert einen unterhaltsamen Ausstieg aus dem Alltag bot, lebt heute weiter in zahlreichen Kunstdarstellungen.

Ob fliegende Menschen oder gezähmte Tiere: Die Zirkuswelt faszinierte seit ihren Anfängen viele Künstler, die sich des Phänomens Zirkus auch aus einer gesellschaftlichen Haltung heraus annahmen. Denn hier fanden sie nicht selten eine geistige Verwandtschaft zu den Grenzgängern und Exoten unter dem “fahrenden Volk”, trafen auf technisch innovative Illusionskunst und verfolgten nicht selten auch die Konkurrenz-Dramen der rivalisierenden Zirkus-Familien. Sie bildeten diese Welt zwischen Magie und Melancholie auf Leinwänden und Papier ab. Dabei offenbaren die so entstandenen Werke nicht nur Einblicke in die Zirkus-Lebenswelten von einst, sondern setzen sich stilistisch mit den Protagonisten und ihren Kunststücken auseinander.

Diese Welt der Kunst fasziniert deshalb auch den Sammler Wolfgang Finkbein. Vor über 40 Jahren begann er, sich diesem Thema zu widmen. Den Nukleus seiner auf über 900 Arbeiten angewachsenen Sammlung bildet dabei eine Radierung der jüdischen Expressionistin Sasha Kronburg-Roden (1893-1985) und zeigt eine sozialkritische Karikatur: “Der Affe als Dompteur” sitzt im Käfig und hält die Menschen an der Leine. Diesem Werk fügte Finkbein weitere hinzu: Darunter sind Arbeiten von Marc Chagall, Max Beckmann oder Erich Heckel.

Einen Querschnitt dieser Sammlung mit rund 150 Arbeiten präsentiert nun das Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus in einer Schau, die sich dem “Zirkuszauber” widmet. Unter diesem Titel sind mit Ansichten von Clowns auch die wohl beliebtesten Zirkusprotagonisten zu sehen: Der französische Grafiker Bernhard Buffet nahm in seiner 1968 entstandenen Farblithografie den “Traurigen Clown” mit seinen hängenden Wangen in den Fokus. Den altbekannten Lacher vom versehentlichen Tritt auf den Rechen bannte wiederum George Grosz in seiner Lithografie “Aus dem Zirkus Medrano” 1924 auf Papier. Ergänzt werden diese Arbeiten auch durch Blätter aus der Grafikmappe “Zirkus” aus dem Jahr 1920 des Berliner Bildhauers und Grafikers Arminius Hasemann, der hier in expressionistischer Handschrift Verführung und Tod in der Manege auftreten lässt. Die Schönheit der farbigen Geometrie lässt sich wiederum beispielhaft in dem grell-bunten Gemälde “Jonglierende Clowns” von Hans Ticha aus dem Jahr 1996 wieder entdecken. Auch Arbeiten aus der Sammlung des Kunstmuseums ergänzen die Werke aus der Privatsammlung. Gezeigt werden Malereien von Hubertus Giebe und Heinz-Karl Kummer, aber auch Papierarbeiten von Eckard Böttger und Dieter Zimmermann und nicht zuletzt Fotografien von Ute Mahler und Alexander Rodtschenko.

 

Text aus:  kunst:art 55

 

Zirkuszauber. In der Kunst des 20. Jahrhunderts

dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus

6.5. – 20.8.2017

Uferstraße/Am Amtsteich 15, D-03046 Cottbus, Tel.: +49-355-49494040

Di – So 10 – 18 Uhr, Eintritt: 4 €, erm. 3 €

www.museum-dkw.de

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