Im Gegenüber der Natur. Ein Künstlerpaar im Museum Kunst der Westküste

5.3. – 10.9.2017 | Museum Kunst der Westküste

Fritz Overbeck, Morgen am Strande – Kliff bei Kampen, 1907

von Dr. Christine Breyhan //

In Kooperation mit dem Overbeck-Museum in Bremen zeigt das Museum an der Westküste fast hundert Gemälde, Ölskizzen und Zeichnungen des Künstlerpaares Fritz Overbeck (1869 – 1909) und Hermine Overbeck-Rothe (1869 – 1937). Um 1889 gehörte Fritz Overbeck zu den fünf Gründern der niedersächsischen Künstlerkolonie Worpswede (wie Fritz Mackensen, Hans am Ende, Otto Modersohn und Heinrich Vogeler). Hermine Rothe ist zunächst Schülerin von Fritz Overbeck. 1897 heiraten sie und bleiben acht Jahre in Worpswede, wo beide ein eigenes Atelier haben. Aus Briefen kennt man ihre intensive Auseinandersetzung, die sich auf malerische Probleme bezieht.

Neben anderen Künstlerkolonien hat vielleicht die Schule von Barbizon (um 1830) am Wald von Fontainebleau den größten Einfluss auf die Worpsweder Künstlergemeinschaft ausgeübt. Auch sie suchen nach neuen Ausdrucksformen, verachten die Akademie-Malerei und arbeiten in der freien Natur, um zu einer spontanen Malweise zu gelangen. Sie widmen sich einfachen Sujets und bevorzugen die Landschaftsmalerei. Es entsteht eine Gegenbewegung zur technisch-industriellen Zivilisation. Doch die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft der Künstler und Künstlerinnen zerbricht an Meinungsverschiedenheiten.

Fritz Overbeck hält sich zu Studien 1903, 1904 und 1907 auf Sylt auf. Seine Motive erweitern sich. Im Gegensatz zu den gedämpften Farben der kargen Heide- und Moorlandschaft hellt sich seine Farbpalette auf. Das Licht am Meer, die bewegte Brandung und die Linien der Dünenlandschaft regen zu Experimenten an, stilistisch zeigen sich neben impressionistischen Einflüssen abstrahierende Elemente. In den drei letzten Lebensjahren Overbecks, der mit 39 Jahren an einem Hirnschlag stirbt, entstehen seine intensivsten Werke, Ölbilder wie: Dämmerung in den Dünen/Leuchtturm, 1907; Morgen am Strand/Kliff bei Kampen, 1907; Vor der Brandung I, 1908.

Hermine Overbeck-Rothe erkrankt 1904 an Lungentuberkulose. Es werden mehrere Sanatoriumsaufenthalte notwendig. Deshalb kann sie nicht zusammen mit ihrem Mann verreisen. Nach ihrer Genesung 1910/1911 macht sie mit ihren beiden Kindern eine Kur auf Föhr. 1912 malt sie auf Sylt.

Die Hauptwerke des Künstlerpaares entstehen auf den Inseln. Am Verlauf ihrer Gemälde lässt sich verfolgen, dass ihr Blick realistischer geworden ist. Die Gegenüberstellung der Werke dieses Malerehepaars im Museum Kunst der Westküste zeigt – neben der Verwandtschaft der Motive – die Eigenständigkeit und Ebenbürtigkeit der Malerin. Ihr Farbauftrag wird weicher und pastoser, zum Beispiel in den Ölgemälden: Sylter Gehöfte, 1912; Häuser am Deich von Sylt, 1912; Sylter Landschaft, 1912. Danach zieht sie sich künstlerisch zurück, betreut Overbecks Nachlass und organisiert Ausstellungen. Erst nach dem Tod Hermine Overbeck-Rothes durch einen Autounfall werden etwa 200 Ölstudien von ihr im Atelier ihres Mannes gefunden. Sie hatte, von der Öffentlichkeit unbemerkt, kontinuierlich weiter gemalt und sich mit den neuen Einblicken in die Natur auseinandergesetzt. Es liegt ein reich illustrierter Katalog vor.

 

Text aus der kunst:art 55

 

Fritz Overbeck und Hermine Overbeck-Rohte. Das Worpsweder Künstlerpaar auf Sylt und Föhr

5.3. – 10.9.2017, Museum Kunst der Westküste

Hauptstraße 1, D-25938 Alkersum/Föhr

Tel.: +49-4681-747400, Di – So 10 – 17 Uhr

Eintritt: 8 €, erm. 4 €

www.mkdw.de

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