Artsplash | „Das ist kein Neubeginn“

Dr. Alfred Weidinger übernimmt das Zepter vom Museum der bildenden Künste Leipzig

Foto: Nadja Naumann.

Der neue Direktor des Museum der bildenden Künste (MbdK), der Österreicher Dr. Alfred Weidinger, lud einen Tag nach seiner offiziellen Bestallung am 2. August 2017 die Presse in seine neue Wirkungsstelle ein.
Geboren im oberösterreichischen Schwanenstadt hat Weidinger eine fachlich fundierte Karriere hingelegt. Er kommt vom Belvedere und dem 21er Haus in Wien als Vizedirektor. Beide Häuser brillieren nicht nur mit hervorragenden Ausstellungen, sondern auch mit einem hervorragenden Begleitprogramm.

Dr. Alfred Weidinger. Foto: Nadja Naumann.
Dr. Alfred Weidinger. Foto: Nadja Naumann.

Für Leipzig lautet sein Motto „Connect Leipzig“, damit will er die Sachsenmetropole mehr in den Vordergrund rücken und Künstler mit dem Haus vernetzen. Eine geniale Idee, denn im Angesicht der klammen Haushaltskasse Leipzigs ist seine Idee, Künstler unter 30 Jahre zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, im MbdK auszustellen gerade zu genial.

Max Klinger will er aus dem „Eiskasten“ rausholen und sein Gesamtwerk verorten, denn der Einfluss Klingers auf die Wiener Kunstszene ist unumstritten und nach Leipzig will er zum Beispiel Klimt holen.
Wie er von seiner Berufung nach dem Marathon durch die Findungskommission erfuhr war sein Gedanke: „Ich muss jemanden in Leipzig anrufen.“ Neo Rauch zu kontaktieren erschien ihm zu banal, ergo wählte er die Nummer von Arno Rink und nagelte den Porsche Liebhaber fest zu einer Ausstellung mit dem Titel „Ich male!“. Vereinbart wurde zudem, dass der ehemalige Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst sein Wissen zur Archivierung zur Verfügung stellt. Das ist dem Neuen am Ruder des MdbK ohnehin wichtig, eine digitale Archivierung des Hauses. Die Zeiten, so sagt Weidinger, ändern sich.
Weidinger hat sich mit der Geschichte Leipzigs auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass Leipzig die „Wiege des deutschen Frauenrechts“ ist. Für 2018 ist daher eine Ausstellung von Yoko Ono geplant, der Witwe von Ex-Beatle John Lennon.
Was das generelle Ausstellungsprogramm der Zukunft betrifft, hielt sich Weidinger ganz bewusst zurück.
Einen Monat vor seinem Amtsantritt, so erzählte er, habe er sich mit Menschen – vor allem mit Künstlern – getroffen: „Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so eine Dichte an Künstlern in einer Stadt, wie in Leipzig.“
Weidinger ist begeistert von der Messestadt und hat auch seinen Wohnsitz nach Leipzig verlegt. Das mag auf den ersten Blick verwundern, dass jemand aus einer europäischen Metropole wie Wien nach Leipzig zieht. Aber: Leipzig gehört zu den Städten Deutschlands, die sich ständig weiter entwickeln und wachsen.

Foto: Nadja Naumann.
Foto: Nadja Naumann.

Der neue Museumsdirektor hat keine Angst vorm Scheitern, im Gegenteil, das gehört für ihn dazu. Und er respektiert die Arbeit seines Vorgängers, Hans-Werner Schmidt. Er wolle darauf aufbauen.
Das Haus wird sich unter seiner Leitung verändern, denn er hat festgestellt, das 2.500 Quadratmeter nicht genutzt werden: „ein sensationeller Space.“

 

Text und Fotos: Nadja Naumann

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