Sommerliches Zwischenspiel. THE VIEW erweckt unterirdische Räume zum Leben

24.6. – 30.9.2017 | The View

Teresa Diehl, El Nido, 2017.

von Nadja Naumann //

Bis Ende September 2017 zeigt THE VIEW in drei Ausstellungsräumen unter der Erde – ein umgenutztes Wasserreservoir, ein Zivilschutzbunker und ein militärischer Unterstand – die Arbeiten von Teresa Diehl (Artist in residence 2017), Bernhard Leitner und Christa Sommerer & Laurent Mignonneau. Kunst in einer nicht alltäglichen Kulisse zu präsentieren, ist immer aufregend, und Kunst wird für den Besucher erlebbarer und realer. Die drei ausstellenden Künstler haben die Möglichkeiten der ungewöhnlichen Räume für ihre Arbeiten voll ausgeschöpft und sie mit einbezogen.

Die Künstlerin Teresa Diehl wurde im Libanon geboren und zog früh mit der Familie nach Venezuela. Später studierte sie in den USA bildende Kunst. Ihre Kindheit und Jugend war geprägt von Umzügen in fremde Länder und die Reiselust sowie Neugier nach unbekannten Orten treibt sie bis heute in ihrem künstlerischen Schaffen an. Der Mensch steht im Fokus ihres Œuvre und reibt sich inhaltlich an gesellschaftspolitischen Konflikten und kulturellen Kontroversen auf. Wichtig ist ihr dabei, dass sich der Betrachter eine eigene Meinung beim Anschauen ihrer Werke bilden kann.

Bernhard Leitner war einer der ersten Künstler überhaupt, die sich seit Ende der 1960er Jahre mit Klang und Ton beschäftigten. In seinen Ton-Raum-Untersuchungen, wie er sie nennt, entwickelt er vierdimensionale Raumklangskulpturen und modellierbare Töne, die die Gewissheit unserer Seherfahrung irritieren und die Wahrnehmung des Raumes entgrenzen. Der Österreicher studierte an der Technischen Universität Wien Architektur und ging 1968 nach New York, wo er von 1969 bis 1971 als Urban Designer im Department of City Planning arbeitete. In den USA gelang es ihm, zu einem wichtigen Protagonisten der internationalen Avantgarde im medienübergreifenden Kontext zu werden. Anfang der 1980er Jahre kam er nach Europa zurück und wurde erst Professor in Berlin und später bis 2005 in Wien, wo der Künstler neben Ravelsbach/NÖ lebt und arbeitet.

Seit Anfang der 1990er Jahre arbeiten Christa Sommerer und Laurent Mignonneau zusammen. Mit ihren Werken agieren sie an der Schnittstelle zwischen Realität und Virtualiät, Naturwissenschaft, Technologie und Kunst. Im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens stehen schöpferische Wachstumsprozesse, in denen sie künstliches Leben simulieren. Virtuelle Kreaturen, Insektenwesen und Pflanzendickichte lassen sie dabei entstehen, die sich bewegen und sich durch das unmittelbare Eingreifen des Betrachters verwandeln. So entstehen beeindruckende dreidimensionale Raumprojektionen.

Für ihre 2016 auf der Madrider Kunstmesse ARCO vorgestellte Arbeit Portrait on the Fly wurden sie mit dem BEEP Award ausgezeichnet. Das Künstlerduo hat angelehnt an die Bilder von Giuseppe Arcimboldo (1526 – 1593) eine Software entwickelt, die aus virtuellen Fliegenschwärmen menschliche Portraits modelliert. Das Portrait wird zu einem flüchtigen Abbild seiner selbst. In der barocken Malerei galt die Fliege als Sinnbild der Vergänglichkeit alles Irdischen.

 

Text aus der kunst:art 56

The View 2017
24.6. – 30.9.2017, The View

Fruthwilerstr. 14, CH-8368 Salenstein
Tel.: +41-71-6691993
Besuch auf Anfrage
www.the-view-ch.com

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