von Stefan Simon //
Auch wenn ihn heute kaum jemand kennt, Johann Baptist Pflug (1785 – 1866), der in Biberach wirkte, war seinerzeit der wichtigste Maler für die Schilderung von Sitten und Gebräuche im süddeutschen Raum. Pflug interessierte sich für das Soldatenleben und für Gruppen am Rand der Gesellschaft. Den Höhepunkt seiner Bilder stellt meistens einer ihrer „Auftritte“ dar. Zu diesen gehören professionelle Schauspieldarstellungen ebenso wie das komische Verhalten einzelner Personen. Dabei wird der Betrachter seiner Bilder oft manipuliert. Nicht das Zentrum des Geschehens, sondern die Randszenen sind die Schlüssel zum Verständnis seiner Bildwelten. Kennzeichnend für seine Kunst sind ins Burleske und Groteske abdriftende Feste, die vom Betrachter aus der Distanz eines Zuschauers, eines Theaterbesuchers gesehen und erlebt werden sollen.
Während die Gruppendarstellungen Pflugs Motiv waren, so lag der Fokus von Carl Spitzweg (1808 – 1885) auf der Charakterisierung von Einzelpersonen. Er schildert seine Zeit ebenso visuell und analytisch wie Pflug, und er interessiert sich ebenfalls für die Außenseiter der Gesellschaft, für Künstler wie den armen Poeten, für Schauspieler auf der Durchreise, für Soldaten ohne Beschäftigung. Erstmals werden im Museum Georg Schäfer die Werke der beiden Künstler einander gegenübergestellt und somit Spitzwegs Frühwerk neu eingeordnet, in eine Zeit des Höhepunkts der Sittenschilderung, wobei ab 1828 dieses Genre mit einem neuen Zug des Humorvollen und der Komik gemischt wurde und eine zeitliche Parallele zu den Theaterstücken von Johann Nepomuk Nestroy gezogen wird.
Text aus der kunst:art 56
Spitz und Knitz – Carl Spitzweg und Johann Baptist Pflug
2.7. – 24.9.2017, Museum Georg Schäfer
Brückenstr. 20, D-97421 Schweinfurt
Tel.: +49-9721-514820
Di – So 10 – 17 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 6 €
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