von Marianne Hoffmann //
Burhan Doğançay (1929 – 2013) war noch im diplomatischen Dienst tätig, als er 1963 in den Straßen New Yorks ein für ihn wunderschönes abstraktes Gemälde entdeckte. Dabei handelte es sich schlicht und ergreifend um eine Hauswand mit abgeblätterten Plakaten. Diese Wand inspirierte ihn zu seinen späteren “Urban Walls”. Doch nicht nur diese Wand inspirierte ihn, es waren auch Städte wie Istanbul, Ankara, Paris und – natürlich – New York, die den türkisch-amerikanischen Maler beeinflussten. In mehr als 100 Städten fotografiert er dafür weltweit Hauswände und Fassaden und hält sie außerdem in fest, für die er die unterschiedlichsten Materialien und Techniken zum Einsatz bringt.
Seine Zeichnungen, Gouachen, Collagen und Fumagen geben Hinweisschilder und Nummerierungen an den Wänden wieder, zeigen Ausschnitte von Werbe- und Veranstaltungsplakaten oder Graffitis. In seinen Augen waren sie „Barometer unserer Gesellschaft und Zeugen der Vergänglichkeit der Zeit, standhaft gegenüber dem Ansturm der Elemente und den Spuren der Menschen“. Urbane Mauern waren eines der zahlreichen vertrauten Dinge, die Doğançay dem Alltag entnahm. Er verstand sie als „Dokumente des jeweiligen Klimas und Zeitgeistes, als Chiffren des sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wandels.“ Ab den 1970er Jahren entwickelt er aus diesen Werken seine kalligrafische Serie der abstrakteren Ribbons. Die Albertina hat 2015 eine großzügige Schenkung von rund 60 Arbeiten auf Papier erhalten, die zwischen 1963 und 2011 entstanden sind. Anlass genug, einen Teil der Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Text aus der kunst:art 56
Burhan Doğançay: LOOK! – Neuerwerbungen
6.7. – 8.10.2017, Albertina
Albertinaplatz 1, A-1010 Wien
Tel.: +43-1-534830
täglich 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 21 Uhr
Eintritt: 12,90 €, erm. 7 – 9,90 €
www.albertina.at
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