von Julius Tambornino //
Der künstlerische Werdegang von Susanne Egle liest sich geradezu exemplarisch für jene interdisziplinäre Öffnung, die ihre Generation so maßgeblich vorangetrieben hat. Susanne Egle, 1957 in Stuttgart geboren, lernte zunächst den handwerklichen Beruf der Steinbildhauerei, bevor sie an der Kasseler Staatlichen Akademie der Bildenden Künste ihr Kunststudium aufnahm. In den ersten Jahren noch lag ihre Aufmerksamkeit auf dem Formalen, ihr Material blieb zunächst der Stein. Als sie aber nach zwei Jahren die Hochschule wechselte und nach Karlsruhe ging, begann sie über die Arbeit mit Stahl ihr Interesse auch auf Alltagsgegenstände zu richten, die ihr für die Arbeit seitdem als Ausgangsmaterial dienen.
Egle fand in Möbelfragmenten, Tapeten oder Textilien die ganz eigene Geschichte ihrer sozialen und pragmatischen Funktion und den ganzen soziokulturellen Mikrokosmos ihrer vormaligen Besitzer. Ihr Material ist demnach seitdem nicht nur mehr physischer, sondern auch ideeller Natur. Was daraus entsteht, kann die unterschiedlichsten Formen annehmen und reicht von jugendstilhaften Objekten, denen man ihre ursprünglich funktionale Herkunft noch ansieht, bis zu gänzlich abstrakten und modernistischen Gebilden aus altem Stahl. Doch nicht nur das Material änderte sich für die Künstlerin: Seit vielen Jahren schon arbeitet sie auch mit serieller Fotografie und mit ihrem Projekt LANDSLEUTE begab sie sich auf das ungewisse Feld eines langjährigen Work-in-progress, sodass sie inzwischen längst mit der bloßen Bezeichnung als Bildhauerin nicht mehr zu fassen ist.
Text aus der kunst:art 56
Susanne Egle – Behind Things
29.7. – 10.9.2017, Galerie der Stadt Tuttlingen
Rathausstr. 7, D-78532 Tuttlingen
Tel.: +49-7461-15551
Di – So 11 – 18 Uhr
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