Einstellungssache. Das Mannheimer ZEPHYR fragt nach der Beweiskraft von Fotografie

9.9. – 5.11.2017 | ZEPHYR | Raum für Fotografie

Arwed Messmer, Stammheim #12, 1977/2016.

 

von Julius Tambornino //

 

Die Diskussion über die Beweiskraft fotografischer Bilder ist beinahe so alt wie die Fotografie selbst. In den letzten Jahren, vor dem Hintergrund eines immer noch breiter hervortretenden Gebrauchs von Fotos zu populistischen Zwecken allerdings erhält die Frage danach, wie stark die Haltung des Fotografen und der Kontext seiner Veröffentlichung auf den Wahrheitswert des Bildes einwirkt, eine erneuerte Relevanz. In den aktuellen Krisen oder im Rahmen besonders brisanter Ereignisse sind es nicht selten am Ende gerade einzelne Fotografien, die den gesellschaftlichen Diskurs in eine andere Richtung drücken können, oder andersherum – die vorherrschende Meinung auf lange Zeit zementieren.
Florian Ebner, eigentlich Kurator der fotografischen Sammlung des Folkwang-Museums in Essen, stellt deshalb als Kopf des Kuratoren-Teams der diesjährigen Biennale Für aktuelle Fotografie die richtige Frage zum richtigen Zeitpunkt: Was sagt die Einstellung über die Einstellung?

Besonders aktuell behandelt diese Frage ein Projekt der sogenannten Migrant Image Research Group unter der Leitung von Armin Linke. Die Gruppe zieht solches Fotomaterial von Geflüchteten im Mittelmeer heran, das abseits der großen Medien von Fischern oder Hilfsorganisationen stammt, und arrangiert dies zu einer non-linearen Erzählung mit ständig wechselnden Perspektiven. Das beherrschende zweiseitige Bild, entweder der Flüchtlingsströme als Gefahr für Europa, oder aber der Flüchtlinge als Opfer eines dysfunktionalen Immigrationssystems, wird so zugunsten einer wesentlich komplexeren Erzählung aufgebrochen.

 

Text aus der kunst:art 57

 
Andere Zeugenschaften
9.9. – 5.11.2017, ZEPHYR | Raum für Fotografie
C 4.9, D-68159 Mannheim
Tel.: +49-621-2932120
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 4,50 €
www.zephyr-mannheim.com

 

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