Wunderkammer heute. – Die Kunstmesse BRAFA feiert das Eklektische in der europäischen Hauptstadt

27. Januar - 4. Februar 2018 | BRAFA, Brüssel

Der Stand von Axel Vervoordt auf der BRAFA 2017. © Emmanuel Crooy.

 

von Ninja Elisa Felske //

 

Der Gedanke einer Wunderkammer, wie sie seit dem 16. Jahrhundert internationale Objekte in einem sammlerischen Mikrokosmos zusammenführt, ist mitnichten verjährt. Das zeigt auch die Idee des Universalmuseums, das im Berliner Humboldt-Forum entstehen wird.
In diese Traditionslinie möchte sich auch die Brussels Antiques & Fine Arts Fair (kurz: BRAFA) stellen – und zugleich soll der Bogenschlag n die Gegenwartskunst gelingen: Denn Christo wird als Ehrengast eine wichtige Rolle in der Veranstaltung der kommenden BRAFA spielen.

Sie ist eine besondere Kunstmesse – international besucht und geschätzt, steht sie doch für ein spezifisch belgisches Konzept. Die bereits seit 1956 bestehende Messe spiegelt das eklektische Sammelverhalten belgischer Kunstliebhaber wider. Oftmals liegt der Fokus der Besucher nicht auf Komplettierung ihres Bestandes, vielmehr auf der Wahl spezifischer Werke für ihren persönlichen Lebensraum. Sammler aus den Benelux-Staaten und aus Frankreich sind dabei stärker historischer Kunst zugewandt. Die in diesen Sammlungskonzepten nicht seltene Kontextualisierung verschiedenster Gattungen, Materialien und Epochen findet sich in Anordnung und Angebot der auf der BRAFA vertretenen Galerien wieder: Auf den 14.000 Quadratmetern des ehemaligen Postgebäudes Tour & Taxis werden die Aussteller jedes Jahr in neuer Dekoration, jedoch ohne eine Ordnung nach Ländern oder Kunstgattungen präsentiert.

Yaka Mask, Wood, raffia, polychromy. Republic Democratic of the Congo. Late 19th and early 20th century. Provenance: private collection, Belgium. Galerie Didier Claes.
Yaka Mask, Wood, raffia, polychromy. Republic Democratic of the Congo. Late 19th and early 20th century. Provenance: private collection, Belgium. Galerie Didier Claes.

So auch wieder bei der bereits 63. Ausgabe der Messe vom 27. Januar bis 4. Februar 2018: Diesmal sind 133 namhafte Galerien (dreizehn davon erstmals) aus 15 Ländern vertreten; sie widmen sich insgesamt 20 Spezialgebieten. Von mittelalterlichen Handschriften über Altmeistergemälde und Skulpturen über hochwertige Teppiche, Silber- und Glasobjekte, Möbel, Keramik und Schmuck bis hin zu modernem Design, Comics sowie moderner und zeitgenössischer Kunst – ein äußerst breites Kunstspektrum tritt im direkten Nebeneinander der Messearchitektur in Dialog. Es wird traditionell erweitert durch namhafte Aussteller von Stammeskunst aus den ehemaligen Kolonien Belgiens, die rare Skulpturen und Ritualobjekte anbieten. Ist Paris auch inzwischen der vorrangige Handelsort für diese Artefakte, bleibt Brüssel seit Jahrzehnten das weitere europäische Zentrum für jene Tribal Art.

Die enorme Vielfalt des Messeangebots geht nicht auf Kosten der Qualität, darauf weisen die Veranstalter hin: Die jährlich insgesamt 10.000 bis 15.000 auf der Messe präsentierten Objekte werden im Vorfeld von einem internationalen Expertenausschuss auf ihre Qualität und Authentizität geprüft. Innerhalb dieses hohen Standards ist 2018 laut Harold t’Klint de Roodenbeke, dem Präsidenten der BRAFA, „ein noch nie dagewesenes Qualitätsniveau zu erwarten“.

Frans Pourbus I, A portrait of Lamoraal, Count of Egmont, 1579, Oil on panel, 48 x 34 cm, Signed and dated: 'F. Pourbus fe', '1579'. Provenance: private collection, United Kingdom. Mullany Fine Art.
Frans Pourbus I, A portrait of Lamoraal, Count of Egmont, 1579, Oil on panel, 48 x 34 cm, Signed and dated: ‘F. Pourbus fe’, ‘1579’. Provenance: private collection, United Kingdom. Mullany Fine Art.

Als eine der fünf weltweit führenden Kunst- und Antiquitätenmessen wird die BRAFA zudem als Stimmungsbarometer für jedes neue Jahr am Kunstmarkt gespannt beobachtet. Für die kommende Ausgabe werden ungefähr 40% der Aussteller aus Belgien kommen und 60% aus dem internationalen Ausland, darunter 6 Galerien aus Deutschland.
Als Highlights gelten eine Maske der zentralamerikanischen Olmeken-Kultur (Deletaille Gallery) und eine afrikanische Yaka Maske aus dem Ende des 19. Jahrhunderts (Didier Claes) ebenso wie Gemälde alter Meister, zum Beispiel ein Porträt von Frans Pourbus I (Mullany). Auch Kunst nach 1945 ist auf der Messe mit steigender Tendenz vertreten, so gehören ein Gemälde von Fernand Léger (Boon Gallery), eine Collage von Jannis Kounellis (Guy Pieters Gallery) und eine Aktdarstellung von Alex Katz (Patrick de Brock Gallery) zu den besonderen Werken jüngeren Datums.

Alex Katz, Nude, 2011, Oil on linen, 127 x 102 cm. Patrick De Brock Gallery.
Alex Katz, Nude, 2011, Oil on linen, 127 x 102 cm. Patrick De Brock Gallery.

Der stärkste kontemporäre Bezug der kommenden BRAFA ist jedoch vermutlich ihr Ehrengast: Der Künstler Christo, dem aktuell bereits in Brüssel die Einzelausstellung „Christo and Jeanne-Claude. Urban Projects“ im ING Art Center gewidmet ist, wird speziell für die Messe ein Projekt realisieren.

Die Messe wird traditionell begleitet von den „Art Talks“, einer Vortragsserie, die an allen Messetagen um 16:00 Uhr in der BRAFA Lounge stattfindet. Kuratoren, Experten, Journalisten und weitere Vertreter der belgischen wie internationalen Kunstszene werden hier über Themen wie den Kunstmarkt, die Kunstgeschichte und einzelne Künstler wie beispielsweise Henri Matisse sprechen.

So eröffnet sich dem Besucher eine vielschichtige internationale Messe, die ihren Wurzeln in der belgischen Sammeltradition verbunden bleibt und sich doch stringent weiterentwickelt.

 

 

BRAFA Art Fair
Tour & Taxis
Avenue du Port 88
BE-1000 Brüssel
Belgien

Öffnungszeiten:
Freitag 26. Januar 2018: 12:00 – 22:00 Uhr, BRAFA Exklusive Vorbesichtigung
Samstag, 27. Januar 2018, bis Sonntag, 4. Februar 2018:    11:00 – 19:00 Uhr
außerdem am Donnerstag, 1. Februar 2018, verlängerte Öffnungszeit: 11:00 – 22:00 Uhr

Tageskarte: 25 €
16 – 26 Jahre: 10 €
> 16 Jahre: kostenlos
Gruppen (ab 10 Personen): 15 € pro Person
Brafa Exklusive Vorbesichtigung*: 60 €
Katalog*: 10 €
Kombi-Tickets*:
1 Eintritt + 1 Katalog: 30 €
2 Eintritte + 1 Katalog: 55 €

*Tickets für die Exklusive Vorbesichtigung (Freitag, 26. Januar 2018 von 12:00 bis 22:00 Uhr), Kombi-Tickets sowie Kataloge können nur direkt auf der Messe erworben werde

Weitere Informationen: http://www.brafa.art

 

Die Recherche erfolgte im Rahmen einer Pressereise.

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