Weitsichtig und persönlich. – 10 Jahre Sammlung Klein in Eberdingen und in Stuttgart

25.6. – 22.12.2017, Kunstwerk - Sammlung Klein | 15.7. – 5.11.2017, Kunstmuseum Stuttgart

Ausstellungsansicht Sammlung Klein

 

von Julia Behrens //

 
Alison und Peter Klein sind nicht nur passionierte, sondern auch engagierte Sammler. Seit dreißig Jahren tragen die Eheleute Kunst zusammen und haben zu jeder Arbeit einen persönlichen Bezug. Sie kaufen – unabhängig von Kunstmarktströmungen – vor allem solche Werke, die auf emotionaler Ebene Wirkung zeigen und einen intensiven Dialog zwischen Kunst und Betrachter ermöglichen. Dabei konzentrieren sie sich auf zeitgenössische Malerei, Fotografie und Arbeiten auf Papier. Auf diese Weise gelangen Unikate von so berühmten Künstlern wie Louise Bourgeois, Anselm Kiefer, Sean Scully oder Candida Höfer, aber auch jüngere, unbekanntere Positionen in ihren Besitz.

Seit zehn Jahren teilen die Kleins ihre bemerkenswerte Sammlung mit der Allgemeinheit: Im Jahr 2007 eröffneten sie ihr privates Museum – das „Kunstwerk“ – ein modernes Gebäude auf dem Gelände ihrer Firma in Nussdorf, die sie damals verkauften. Nachdem Peter Klein Kunstvermittlung bereits in seinem Betrieb großgeschrieben hatte, wollte das Ehepaar, das sich mithilfe einer Stiftung auch anderen Projekten widmet, der ländlichen Region zwischen Pforzheim und Ludwigsburg den Zugang zur Gegenwartskunst ermöglichen.

Jetzt feiert die Sammlung Klein ihr Jubiläum mit einer großen Präsentation im Kunstmuseum Stuttgart und mit der Ausstellung „Both“ in Nussdorf. Die Schau im „Kunstwerk“ umfasst ausschließlich Werke des irischen Malers Sean Scully und seiner Frau Liliane Tomasko. Tomaskos gestisch angelegte Bilder bilden einen interessanten Kontrast zu den vibrierend-geometrischen Kompositionen Scullys, von denen die Kleins einen beeindruckenden Querschnitt aus mehreren Jahrzehnten besitzen.

Zeitgleich verteilen sich die Bestände in Stuttgart unter dem Titel „Über den Umgang mit Menschen, wenn Zuneigung im Spiel ist“ über drei Stockwerke des Kunstmuseums. Das Zitat bezieht sich auf eine raumgreifende Arbeit der Künstlerin Anna Oppermann, die den Auftakt der Ausstellung bildet. Es passt aber auch zum gesellschaftspolitischen Interesse des Paares, das sich im Ankauf von vielen sozialkritischen Werken spiegelt. Dazu gehören zum Beispiel die Aufnahmen der iranischen Künstlerin Shirin Neshat, die Fotos der Australierinnen Tracey Moffatt und Rosemary Laing oder eine Video-Installation von Ulrike Rosenbach.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt markiert das Unaussprechliche und Mythische in der Kunst. Es breitet sich unter anderem in den rätselhaften Fotografien Gregory Crewdsons oder in den beklemmenden Gemälden von Gottfried Helnwein aus. In formaler Hinsicht findet sich schließlich eine durchgehende Faszination für besondere bildkünstlerische Strukturen, die sowohl in der Malerei von Sean Scully oder Corinne Wasmuht, als auch in den Fotografien von Candida Höfer eine Rolle spielen. Für Alison und Peter Klein ist es nach eigener Aussage selbst ein Erlebnis, diese roten Fäden ihrer Sammlung in Stuttgart zum ersten Mal so deutlich vor Augen zu sehen.

 

Text aus der kunst:art 57

#17 beide | both
Sean Scully – Liliane Tomasko
25.6. – 22.12.2017
Kunstwerk | Sammlung Klein
Siemensstr. 40
D-71735 Eberdingen-Nussdorf
Tel.: +49-7042–3769566
Mi – Fr + So 11 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.sammlung-klein.de

Über den Umgang mit Menschen, wenn Zuneigung im Spiel ist. Sammlung Klein
15.7. – 5.11.2017
Kunstmuseum Stuttgart
Kleiner Schlossplatz 1
D-70173 Stuttgart
Tel.: +49-711-21619600
Di – So 10 – 18 Uhr, Fr 10 – 21 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 8 € (Sa + So frei)
www.kunstmuseum-stuttgart.de

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