Artsplash | Die Erde vergisst nichts

Ausstellung „Klimagewalten“ im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/S.

Eiszeitbegegnungen im Atrium des Landesmuseum für Vorgeschichte. Foto von Artsplash.

 

Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle an der Saale ist mittlerweile für seine spektakulären und aufsehenerregenden Ausstellungen bekannt, die eine Vorbereitung von bis zu über zwei Jahren in Anspruch nehmen. Das heißt, was hier dem Besucher präsentiert wird, ist nicht nur wissenschaftlich fundiert, vielmehr nimmt sich das Museum Themen an, die einst gern als verstaubt galten.

Die neue Ausstellung, die bis zum 21. Mai 2018 zu sehen ist, beschäftigt sich mit einem politisch aktuellen Thema, dem Klimawandel.

Zur Pressekonferenz und zur Eröffnung von „Klimagewalten – Treibende Kraft der Evolution“ am 29. November 2017 ließ es sich Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt nicht nehmen, persönlich vorbei zu schauen. Sein Fazit: „Es ist ein muss, diese Ausstellung zu sehen.“ Und eher scherzhaft: „Wer hier nicht gewesen ist, hat umsonst gelebt.“ Wobei der Ministerpräsident gar nicht so unrecht hat, denn Sachsen-Anhalt gehört zu den zehn Orten weltweit, das mit seinen Bodenschätzen Licht ins Dunkel bringt, was vor über 66 Millionen auf unserer Erde geschah.

Eines steht wissenschaftlich erwiesen fest, Klimawandel gibt es seit dem Bestehen unseres Planeten. Als der Einschlag eines großen Meteoriten das Zeitalter der Dinosaurier jäh beendete, begann der Siegeszug der Säugetiere in Form von kleinen Wildpferdchen die in der Gegend von Halle lebten. Das Klima war derart warm, dass es sogar Würgeschlangen gab. So gesehen leben wir heute in einer Kaltzeit.

Harald Meller, Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt.

Wie immer strömten zur Eröffnung viele Besucher in das Museum. Ein Grund dafür war auch die profunde Lässigkeit der Eröffnungsrede von Harald Meller. Zum Vergnügen der Besucher erklärte er, dass sowohl Fernsehen als auch Grillen unseren Urinstinkten entspricht und das Feuer die größte Errungenschaft des Menschen war, um in der Natur nicht mehr als Futter für riesige Raubkatzen herhalten zu müssen. Der Mensch entwickelte sich zu einem aufrecht gehenden Wesen, verlor seine Haare am Körper und wurde vom Gejagten zum Jäger.

Auf ungefähr 1.000 m² Ausstellungsfläche werden 800 Exponate und Exponatengruppen gezeigt, die aus Beständen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und von 16 Leihgebern aus zehn Ländern sowie von 19 innerdeutschen Leihgebern stammen.

Ziemlich beeindruckend ist die Zentralinstallation „Eiszeitbegegnung“ im Atrium des Hauses.

Was ziemlich überraschend ist, dass die Vögel, die in der Eiszeit am Himmel ihre Bahnen zogen, es zum größten Teil noch heute gibt.

Spannend ist auch die Entwicklung des kleinen Urpferdchens, das damals noch Zehen hatte, bevor der Mittelfinger sich endgültig zum heutigen Huf entwickelte.

Es ist für mich immer lustig, wenn in Restaurants Gerichte vom Auerochsen angeboten werden, denn diese großen Kühe sind schon lange ausgestorben und ein Kapitel in der Schau ist ihnen gewidmet.

Wenn man die Ausstellung verlässt, stimmt einen eines schon nachdenklich, denn die Erde vergisst niemals, was man ihr angetan hat. Fauna und Flora haben sich den neuen Bedingungen, die sich durch das geänderte Klima ergaben, angepasst. Die nachdenkliche Frage bleibt, wie reagiert die Erde auf das, was wir ihr als Menschen mit der Industrialisierung angetan haben.

Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Katalog erschienen.

 

Text und Bilder: Nadja Naumann

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