Der Farbenfabulierer. Heiner Lucas in der Kunstsammlung Murrhardt

12.11. – 17.12.2017 | Städtische Kunstsammlung

 

von Sabine Scheltwort //

 

„Ich besuche nicht oft das Gedächtnis. Es überrascht mich immer. Wenn ich mit einer Lampe in den Keller steige, scheint es mir, als gäbe es einen Erdrutsch gegen die engen Stufen. Meine Lampe räuchert, ich kann nicht umkehren“, dichtete die große russische Lyrikerin Anna Achmatowa. Der Maler Heiner Lucas hat sie in „Der Keller des Gedächtnisses“ porträtiert, als blau-flirrende Figur. Sie sitzt offenbar in einer Art Atelier, durch zwei Fenster sieht man ins Grüne. Der Keller, den die Künstler erforschen, ist auch ein Bild für das Unbewusste. Alles Weitere ist Spekulation. Heiner Lucas beschäftigt sich viel mit Musik und Literatur, in seinen farbkräftigen Bildern spiegeln sich bestimmte Strukturen und Metaphern wider.

Der Maler verwendet häufig ungemischte leuchtende Primärfarben, zuweilen in schwarzen Konturen gegeneinander abgesetzt wie in Kirchenfenstern. Seine Porträts sind gegenständlich und verfremdet zugleich; Menschen und Landschaften sind in kleine Farbsplitter zerschlagen. Lucas, Sohn des Berliner Kunstprofessors Carl Heinrich Lucas, wuchs auf der schwäbischen Alb auf. Nachdem er zunächst die Freie Kunstschule in Stuttgart besucht hatte, reiste er nach Paris mit der Absicht, nie mehr zurückzukommen. Er tat es dann doch und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Bald zog es ihn wieder in andere Länder, nach Frankreich, Italien und Belgien. 1983 richtete sich Lucas in Murrhardt auf der schwäbischen Alb ein, wo er sich auch von der Landschaft inspirieren ließ. Die dort beheimatete Kunstsammlung widmet ihm nun eine Ausstellung.

 

Heiner Lucas – Eine Werkschau
12.11. – 17.12.2017, Städtische Kunstsammlung
Oetinger Str. 1, D-71540 Murrhardt
Tel.: +49-7192-213222
Sa + So 13 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.murrhardt.de

 

Text aus der kunst:art 58

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