Was noch zu klären ist. – Aspekte der Transformation im Kunstmuseum Luzern

28.10.2017 – 7.1.2018 | Kunstmuseum Luzern

Isabella Rossellini, Green Porno, 2009. Foto: Jody Shapiro.

 

von Dr. Milan Chlumsky //

 

1939 schuf der englische Zeichner und Autor Mervin Peake die Figur der „Yellow Creature“, die zwischen Mann und Frau, Tier und Mensch changieren konnte und sich dabei in jeder Situation treu blieb. Der trockene britische Humor begleitete das vergnügliche Treiben des Protagonisten. Das Kunstmuseum Luzern zeigte schon 1974 eine erste Ausstellung, die die Auflösung der Geschlechterrollen konstatierte. Damals revolutionär, heute nichts Außerordentliches.

Umso mehr tritt gegenwärtig das Verhältnis Mensch-Tier-Pflanze in den Vordergrund. So steht bei der in Prag geborenen und in Schweden lebenden tschechischen Künstlerin Klara Kristalova wie bei Peake der erzählerische Vorgang im Vordergrund: In „Sleeping“ (2012) ist ein Mädchen über seinen Hausaufgaben eingeschlafen und träumt von Tieren, die an seiner Stelle wachen: Das Reh, die Katze, der Hund und der Papagei umkreisen die Schlafende, während ein Eichhörnchen, eine Krähe und ein Wal direkt aus ihrem Kopf emporzusteigen scheinen.

Andererseits kann eine Eule ein modisches weißes Outfit mit hochhackigen Schuhen anziehen und sich mühelos in die Welt der Schönen und Reichen begeben. Kristalovas Figuren aus glasiertem Porzellan changieren von Mensch zu Tier und umgekehrt, als ob es das Normalste der Welt wäre – gefolgt von unerwarteten Pointen: „The artist as a dog“ ist nur auf den ersten Blick harmlos. Die zehn teilnehmenden Künstler stellen Fragen nach dem ethischen und moralischen Kodex bei der Grenzziehung zwischen Geschlechtern und Gattungen, wohl wissend, dass es Sieger und Verlierer gibt.

 

Yellow Creature. Aspekte der Transformation
28.10.2017 – 7.1.2018, Kunstmuseum Luzern
Europaplatz 1, CH-6002 Luzern
Tel.: +41-41-2267800
Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Eintritt: 15 CHF, erm. 6 – 12 CHF
www.kunstmuseumluzern.ch

 

Text aus der kunst:art 58

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