Aufgelehnt und niedergeschlagen. – Käthe Kollwitz im Kulturspeicher Würzburg

21.10.2017 – 14.1.2018 | Museum im Kulturspeicher

Käthe Kollwitz, Die Pflüger, 1907. © Käthe Kollwitz Museum Köln.

 

von Sabine Scheltwort //

 

Irgendwann war es genug, irgendwann explodierte der Druck. Wie Tiere schufteten die Bauern, ohne dass es zu viel mehr als zum bloßen Überleben gereicht hätte. Nutznießer waren die Landbesitzer, die ihre Aufseher mit Peitsche schickten, um die rechtlosen Bauern anzutreiben – bis zum Aufstand.

Käthe Kollwitz riss in ihrem Zyklus „Bauernkrieg“ zunächst die Ursachen für die Rebellion an. In der Radierung „Vergewaltigt“ (1907/1908) liegt eine Frau am Boden. „Pflüger“ zeigt Vater und Sohn, die einen Pflug ziehen. Ihr Gesicht ist vor Anstrengung und Ermüdung verzerrt. Die Mutter mit schwarzem Kopftuch hält den Pflug, das Gesicht dem Boden zugewandt. Bei Kollwitz sind es die Frauen, die es nicht mehr ertrugen, ihre Männer so erschöpft und gedemütigt zu sehen. Sie zeigt eine Bäuerin „Beim Dengeln“; diese schärft nicht nur ihre Sense, sondern auch ihre Kampfbereitschaft. Im Blatt „Losbruch“ treibt eine Frau, nur von hinten zu sehen, die Männer zu den Waffen: die sogenannte „schwarze Anna“, eine historisch bezeugte Anführerin der Bauernkriege. Sie reckt die Arme nach oben. In Volker Schieverts Holzstich von 1890 segnet sie die Bauern. Bei Kollwitz ist es kein stilles Segnen; die Bauern, die Gesichter voll grimmiger Entschlossenheit, stürmen schon voran. Doch es ist auch keine Siegerpose, sondern eher eine Geste der verzweifelten Vorahnung, dass mit Sensen wenig gegen Flinten auszurichten ist und alles in einem Massaker enden könnte. Am Ende sucht eine Frau unter den Toten ihren Sohn. Und die gefangenen Bauern erwarten ihre Hinrichtung.

 

Käthe Kollwitz. Der Zyklus “Bauernkrieg”
21.10.2017 – 14.1.2018, Museum im Kulturspeicher
Oskar-Laredo-Platz 1, D-97080 Würzburg
Tel.: +49-931-322250
Di 13 – 18 Uhr, Mi – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 19 Uhr
Eintritt: 4,50 €, erm. 2,50 €
www.kulturspeicher.de

 

Text aus der kunst:art 58

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