Wer ist Isabelle? Reflecting – Zeitbasierte Kunst im Kunsthaus NRW

21.10.2017 – 27.1.2018 | Kunsthaus NRW

Lars Breuer, Opportunismus/Ekletizismus, 2009/2017.

 

von Sabine Scheltwort //

 

Eine Frau schaut uns an, direkt in die Augen. Oder schaut sie sich an? Wir sehen sie nicht, nur ihren schmalen Taschenspiegel, den sie zwischen rot lackiertem Daumen und Zeigefinger hält. Er reflektiert einen Ausschnitt ihres Gesichts: ihre perfekt geschminkten Augen, den perfekt geschminkten Mund. Dahinter eine grüne Fläche, kein Raum ist identifizierbar, der helfen würde, diese Reflektion aufzulösen. Dan Dryers Video ist irritierend, denn der Betrachter steht da, wo eigentlich Isabelle stehen müsste. Man schaut ihr bei der Selbsterkundung zu und fühlt sich als Voyeur. Das komplizierte Verhältnis von Subjekt und Objekt thematisiert Dan Dryer in der Videoinstallation „Isabelle“.

Dabei ist auch Dan Dryer nicht, was der Name zu suggerieren scheint. Dahinter verbergen sich Astrid Piethan und Jörg Koslowski. Die beiden in Köln lebenden Künstler führen als Duo die Auflösung des Subjekts konsequent weiter, die sie seit 2000 in ihren klug konzipierten Installationen erforschen. Sie zerlegen Räume und ziehen den Selbstgewissheiten den Boden unter den Füßen weg. „Isabelle“ ist in der Ausstellung Reflecting zu sehen, in der das Kunsthaus NRW eine Auswahl der Ankäufe der letzten zehn Jahre zeigt. Die Film- und Videokünstler passen ihre Arbeiten an die Ausstellungsräume im Ensemble der barocken Reichsabtei an und entwickeln sie teilweise ortsbezogen weiter. „Zeitbasiert“ sind sie im doppelten Sinne: Sie reflektieren die Befindlichkeit der gegenwärtigen Welt. Und sie existieren nur im Zeitverlauf.

 

Reflecting
21.10.2017 – 27.1.2018, Kunsthaus NRW
Abteigarten 6, D-52076 Aachen – Kornelimünster
Tel.: +49-2408-6492
Do – Sa 14 – 18 Uhr, So 12 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.kunsthaus.nrw.de

 

 

Text aus der kunst:art 58

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