Zwiespältig. – Gurlitts Sammlung in der Bundeskunsthalle

3.11.2017 – 11.3.2018 | Kunst- und Ausstellungshalle der BRD

 

von Nadja Naumann //

 

Was die Nazis als Entartete Kunst einstuften, tauchte in der Regel nie wieder auf. Künstler, die davon betroffen waren, wurden nicht nur um ihre Existenz gebracht, sie mussten mit Verfolgung, Deportation und Mord rechnen. Als 2013 bekannt wurde, dass die bayrische Staatsanwaltschaft die Kunstbestände von Cornelius Gurlitt (1932-2014) beschlagnahmte, ging ein Raunen durch die Öffentlichkeit. Der alte Herr war sich keiner Schuld bewusst, schließlich hatte er 1.500 Kunstwerke von seinem Vater geerbt. Der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt (1895-1956) war derjenige, der die beschlagnahmten Werke ins Ausland verkaufen sollte. Als Erben seiner Sammlung hatte Cornelius Gurlitt, der kinderlos war, das Kunstmuseum Bern bestimmt.

Die Bundeskunsthalle in Bonn und das Kunstmuseum Bern zeigen nun in zwei zeitgleichen Ausstellungen eine Auswahl des Nachlasses. In Bonn legt man den Fokus auf den „NS-Kunstraub und die Folgen“. Hildebrand Gurlitt legte privat eine Sammlung der klassischen Moderne an mit Werken von Henri Matisse, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Marc Chagall, Emil Nolde und Franz Marc. Der staatliche Kunstraub bedeutete auch einen Aderlass der Museen. Was bitter ist: Die Kunstwerke wurden über die Zeit des Bösen gerettet, aber ihre rechtmäßigen Besitzer, vor allem Juden, wurden in Lager deportiert und umgebracht. Somit hat man als Besucher ein zwiespältiges Gefühl: auf der einen Seite die wunderbaren Kunstwerke und auf der anderen das grausame Schicksal der Besitzer.

 

Bestandsaufnahme Gurlitt
Der NS-Kunstraub und die Folgen
3.11.2017 – 11.3.2018, Kunst- und Ausstellungshalle der BRD
Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, D-53113 Bonn
Di + Mi 10 – 21 Uhr, Do – So 10 – 19 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 3,90 €
www.bundeskunsthalle.de

 

Text aus der kunst:art 58

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