von Dr. Milan Chlumsky //
1725 erschienen im Verlag des römischen Kupferstechers Sebastiano Giannini Stiche von Francesco Borromini mit seinem Text. Borromini, der ein Meisterwerk mit dem Bau des Oratorio dei Filippini für den Orden der Oratorianer lieferte, hatte von Paolo Marucelli als zweitem Architekten die Planung und die Arbeiten übernommen. Seine Südfassade sowie die daneben liegende Kirche Santa Maria in Vallicella sind zwei Beispiele eines ungewöhnlichen Mutes bei der Konstruktionsausführung, denn er musste den Hauptraum (das eigentliche Oratorium) quer versetzen. Genauso originell ist die Lösung der Südfassade mit ihren konkaven und konvexen Formen. 67 reproduzierte Kupfertafeln beinhaltet Borrominis Opus Architectonicum, während von seinen Zeichnungen bis jetzt nur eine einzige bekannt ist. Ohne dieses Opus hätte man wahrscheinlich nie im Detail verstanden, wie dieses Meisterwerk des 17. Jahrhunderts gebaut wurde.
Etwa 120 Werke sind in dieser Ausstellung mit Meisterwerken der Architekturzeichnung zu sehen – nicht jeder hatte so schwerwiegende Aufgaben zu lösen wie Borromini. Die Zeitspanne reicht von der Spätgotik und Renaissance über den Barock und Klassizismus, Historismus und Jugendstil bis hin zur Architektur der Gegenwart. Während beispielsweise der Theateringenieur Antonio Galli Bibieni knapp 19 Jahre in Wien tätig war und 1740 zurück nach Italien ging, um weitere Theaterbauten zu realisieren, und entsprechend detailliert seine Zeichnungen ausführte, reichten Hans Hollein 1960 einige Striche mit Farbstiften, um eine Anlage zu entwerfen.
Meisterwerke der Architekturzeichnung
15.12.2017 – 11.3.2018, Albertina
Albertinaplatz 1, A-1010 Wien
Tel.: +43-1-534830
täglich 10 – 18 Uhr, Mi + Fr 10 – 21 Uhr
Eintritt: 12,90 €, erm. 7 – 9,90 €
www.albertina.at
Text aus der kunst:art 58
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