Artsplash | 68. Berlinale macht den Februar erträglich

15. – 25.2.2018 | 68. INTERNATIONALE FILMFESTSPIELE BERLIN

Eröffnung der Berlinale Classics im Friedrichstadtpalast am 16. Februar 2018. Foto von Nadja Naumann.

 

Der diesjährige Jurypräsident der Berlinale, der deutsche Filmemacher Tom Tykwer, fand zur Pressekonferenz bei der Vorstellung der diesjährigen Jury die richtigen Worte, in dem er die Berlinale als das Filmfest bezeichnete, dass den Berlinern das Warten auf den Frühling verkürzt und man sich deshalb auf den Februar freut. Klare Worte fand er auch bei der Frage, ob der Wettbewerb besser werden müsse: „Es kann doch nur das gezeigt werden, was produziert wurde.“ Mit dem englisch-deutschen Animationsfilm „Isle of Dogs“ in der Regie von Wes Anderson wurde die 68. Berlinale am 15. Februar eröffnet.

Ich war schon immer von der Retrospektive der Berlinale begeistert, die sich in diesem Jahr mit dem Weimarer Kino beschäftigt. Also jener Filme, die in der Zeit der Weimarer Republik entstanden sind. Am Freitag eröffnete der wunderbare Stummfilm „Das alte Gesetz“ von 1923 in der Regie von Ewald André Dupont die Reihe Berlinale Classics im Friedrichstadt Palast. Für die Berlinale – eine erste Rekonstruktion fand durch die Deutsche Kinemathek bereits 1984 statt – wurde der Höhepunkt jüdischen Filmschaffens in Deutschland dank der aufgefundenen Zensurkarte komplett wieder hergestellt. Die Geschichte des Sohns eines Rabbiners in Galizien Mitte des 19. Jahrhunderts, der unbedingt Schauspieler werden will, ist zugleich ein tief menschliches Drama. Die Botschaft des Films berührt einen bis heute, denn daran hat sich nichts geändert: die Familie steht im Leben über alles. Dupont, der 1891 in Zeitz/Sachsen-Anhalt geboren wurde, emigrierte 1933 aus Deutschland und starb völlig verarmt 1956 in Hollywood. Ich bin seit meiner Kindheit von Westernfilmen geprägt und „Der Katzensteg“ in der Regie von Gerhard Lamprecht aus dem Jahr 1927 ist in der Tat ein preußischer Western, in dem es um Verrat, Rache und Liebe geht. Großartig!

ARD Blue Hour 2018. Foto von Nadja Naumann.

Die Berlinale wäre ohne seine Empfänge und Partys nur halb so schön. Alle schafft man eh nie, bei manchen wäre ich gern dabei, aber jene Jahre, in denen man ohne Einladung trotzdem auf ein Top Event kam, sind fast vorbei. Bei dem immer spannenden Empfang von nordmedia in der Landesvertretung von Niedersachsen ist es nicht mehr möglich, spontan ohne Einladung dabei sein zu dürfen. Was toll war, Mario Adorf wurde einfach in den nordmedia talk eingeschoben, einer der Größen des deutschen Schauspiels. Und den talk in den Saal zu verlegen, wo sonst immer das Büffet war, war eine sehr gute Idee. Dadurch wurde er nicht durch den sonst ansteigenden Geräuschpegel der Gäste gestört.

Der für mich schönste Empfang ist die Blue Hour der ARD. Hier werden am Eingang alle gleich behandelt. Da muss selbst ein Intendant der dritten Programme geduldig auf Einlass warten. Die Atmosphäre war auch in diesem Jahr wieder völlig entspannt und das Essen hervorragend. Es ist ein Wohlfühlevent auf einem sehr hohen Niveau und es ist schlichtweg für mich ein Genuss, dabei sein zu dürfen. Hier stimmt einfach alles und ein großes Kompliment an das exzellent geschulte Service- und Sicherheitspersonal, die an dieser einmaligen Atmosphäre einen großen Anteil haben.

EFM Empfang, Länderfokus Kanada. Foto von Nadja Naumann.

Kanada ist auf der 68. Berlinale das Land des European Film Market (EFM), das im Fokus steht. Das spürte man bereits beim Empfang in der kanadischen Botschaft am Samstag und beim  Empfang des EFM am Sonntag im ewerk. Das ewerk ist eine markante Location und die Kanadier trumpften hier groß auf. Mit einer herrlichen Animation und dem Auftritt einer Band, von denen einer rief: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das sagen würde: Kanada ich liebe dich!“ Kein Wunder, denn die geladenen Gäste waren von ihrem Auftritt restlos begeistert.

 

 

Text und Fotos: Nadja Naumann

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