Anna im Kunstwunderland. – Anna Gaskell in der Kunsthalle Gießen

27.1. – 8.4.2018 | Kunsthalle Gießen

Anna Gaskell, Untitled #35 (hide), 1998. © Anna Gaskell and Light Manufacturing/Esto. Courtesy Galerie Gisela Capitain.

 

von Sabine Scheltwort //

 

Zuweilen verläuft eine Künstlerkarriere so märchenhaft wie bei Aschenputtel. Ein Mädchen aus Des Moines, Iowa, studiert zunächst am Art Institute in Chicago, macht dort ihren Bachelor, bevor sie an die Yale University wechselt, wo sie 1995 ihr Studium mit einem Master abschließt. Dort unterrichtet Gregory Crewdson, der Meister der surrealistisch inszenierten Fotografie. Von ihm lernt sie nicht nur, Alltagsszenen dramatisch auszuleuchten und zu verfremden. Er kennt auch die richtigen Journalisten und Kuratoren im New Yorker Kunstbetrieb. Anna Gaskell wird schlagartig berühmt mit ihren Mädchenaufnahmen, die zwischen Unschuld und Lust oszillieren.

In ihren ersten Serien bezieht sie sich auf „Alice im Wunderland“ und die Märchen der Gebrüder Grimm. Die Doppelbödigkeit dieser Erzählungen, das vordergründig Kuriose und hintergründig Abgründige, fasziniert sie. „Meine Musen waren immer die Charaktere aus Erzählungen, Filmen und ikonischen Figuren der Vergangenheit. Ich fühle mich zu ihnen aus unterschiedlichen Gründen hingezogen: wegen ihrer Weisheit, ihrem Sinn für Humor oder für das Abenteuer.“ Wie unterschiedlich Menschen Geschichten wahrnehmen und weitererzählen, thematisiert sie in der Filminstallation „Erasers“, einer Form der „stillen Post“.

Die Kunsthalle Gießen zeigt nun die erste institutionelle Einzelausstellung der in New York lebenden Künstlerin unter dem Titel „Hide and Seek“. Ein mysteriöses Versteckspiel sind ihre Arbeiten mit den verzerrten Perspektiven und Ausleuchtungen nach wie vor. Hinter dem unmittelbar Sichtbaren verbirgt sich so viel oder so wenig, wie der Betrachter will.

 

Anna Gaskell. Hide and Seek
27.1. – 8.4.2018, Kunsthalle Gießen
Berliner Platz 1, D-35390 Gießen
Tel.: +49-641-3061040
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.kunsthalle-giessen.de

 

Text aus der kunst:art 59

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