Ein mysteriöses Gegenüber. – Cornelia Schleime in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

4.2. – 22.4.2018 | Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

Cornelia Schleime, aus der Reihe Seidenspinnerei (728), 2017.

 

von Liane Wendt //

 

“Wenn ich zeichne, dann denke ich an nichts mehr, dann bin ich völlig frei.” Cornelia Schleime wusste schon sehr früh, dass sie Künstlerin werden wollte. Schon als Kind zog sie sich zurück in ihr Zimmer und schuf ihre eigene Welt durch das Zeichnen. Die Künstlerin ist sehr vielseitig. Sie malt nicht nur, sondern drehte Filme, gründete eine Punkband und schrieb einen Roman.

Sie sagt über sich selbst, sie sei eine Romantikerin, schwebe zwischen dem luftig Leichten, Lebendigen und der Melancholie. Sie ist eine Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Aufgewachsen ist die heutige Kunstprofessorin in der DDR, wo sie gegen das Ausstellungsverbot und für die Ausreise in die BRD kämpfte. 1984 durfte sie das Land endlich verlassen, jedoch musste sie fast ihr gesamtes Frühwerk zurücklassen. Angekommen im anderen Deutschland musste sich Cornelia Schleime ihre “Identität neu ermalen”. Sie mag sich nicht zurückerinnern, hat lieber ihren Platz in der Zukunft. Sie zieht sich zurück ins Ruppiner Land in Brandenburg, wo sie in ihrem Landhaus die nötige Ruhe zum Malen findet. “Malerei ist eine Verlangsamung. Wer die Einsamkeit nicht aushält, braucht die Tube gar nicht aufdrehen.” sagt die Künstlerin. Aber sie braucht auch ab und an eine Portion Berliner Leben, daher auch das Atelier am Kollwitzplatz.

Für sie steht die Kunst an erster Stelle, selbst Lebenspartner müssen sich dem unterordnen. “ …Kunst, da bin ich ganz bei mir. Es ist wie Licht, wie Essen.” “In der Kunst kann ich die Domina sein.” Sie spricht von der völligen Autonomie. “Ich bestimme alles bis hin zum Verkauf.” Wobei ihr die Trennung von den Bildern jedesmal schwer fällt. Anregungen bekommt sie vor allem durch ihre vielen Reisen. Dann hält sie alle Eindrücke in einem Zeichenbuch fest, sie nennt es zweckfreies Zeichnen. Collagen, Notizen, Briefmarken und inspirierende Zeichnungen finden sich in diesen Heften.

In ihren Bildern spiegelt sich das Mysterium des Lebens, dem sie gerne auf die Spur kommen möchte, spiegelt sich aber auch ihr eigener Seelenzustand wieder – luftig, magisch, auch melancholisch, manchmal schelmisch. Ihre Bilder sind widersprüchlich, manchmal irritierend. Sie sprengen die Grenzen zwischen innerer und äußerer Welt. Zumeist sind es Porträts. Die Hannah-Hoech-Preisträgerin sagt, sie kommuniziert mit ihnen, sie braucht diesen Augenkontakt. Farbe, Verdichtung, Hell und Dunkel – das sind die Parameter fuer ihre Kunst. In ihrer neuen Reihe “Seidenspinnerei” verwendet sie erstmalig Seide als Malgrund. Ein transparenter Farbauftrag hilft die Zartheit der Seide, ihrer Stofflichkeit und Haptik sichtbar zu machen.

Im Hauptraum des Kunstvereins finden sich Werke von Maik Wolf. Seine Arbeiten erinnern an die Neue Sachlichkeit und den magischen Realismus. In “Nukuhiva Map” verschränken sich Architektur und Landschaft.“ Utopisch wirken meine Architekturen, da ich versuche, sie bis zum Absurden zu überhöhen. Ich interessiere mich eigentlich nicht wirklich für Architektur. Mich interessiert die Allegorie “Haus” im Kontext der Landschaft. Und ihr Deutungspotential, ihr psychologischer Inhalt als alternativer Handlungsträger. Ich sehe sie als irreal-fantastisch. Um die Wirklichkeit unterwandern beziehungsweise entmachten zu können, muss ich sie expressiv überhöhen und beinahe karikieren.” Der geborene Pirnaer studierte in Halle und Paris und lebt heute in Berlin.

 

Cornelia Schleime – Seidenspinnerei
4.2. – 22.4.2018, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46, D-46049 Oberhausen
Tel.: +49-208-4124928
Di – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 4 €
www.ludwiggalerie.de

 

Text aus der kunst:art 59

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