Von der Grafik zum Monument. – Bruno Gironcoli im mumok in Wien

3.2. – 27.5.2018 | mumok Museum moderner Kunst

Bruno Gironcoli, Ohne Titel, ca. 1964.

 

von Karin Gerwens //

 

Riesige Skulpturen sind das Markenzeichen des 2010 verstorbenen Bildhauers Bruno Gironcoli. Seine Ausstellungen waren und sind logistisch und finanziell schwierig und erforderten zudem mancherorts außergewöhnliche Maßnahmen: Bei einer Schau in Budapest musste eine Wand eingerissen werden, um eine der monumentalen Skulpturen überhaupt ins Museum zu bekommen. Gironcolis Bildhauerei ist schwer interpretierbar, seine privaten Botschaften und seine Eigenwilligkeit machen es einem nicht leicht, sein Werk zu erschließen.

Die als Retrospektive angelegte Ausstellung „In der Arbeit schüchtern bleiben“ im Wiener MUMOK zeigt nun eine gänzlich unbekannte Seite des 1936 in Villach geborenen Künstlers: Grafische Arbeiten, anfänglich Vorstudien zu seiner bildhauerischen Tätigkeit, wurden im Laufe der Zeit immer eigenständiger und fantasievoller. Die grafischen Vorlagen gehen weit über die Möglichkeiten einer Skulptur hinaus und sind mehr als das bloße Ausprobieren von Werkstoffen und der Forschung über das Verhältnis von Körpern im Raum.

Als Bildhauer suchte Gironcoli nach eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zur Darstellung des menschlichen Körpers, aber auch für andere Themen, die ihn beschäftigten, insbesondere Gewalt, Folter und Unterdrückung. Als Vorbild diente ihm Alberto Giacometti, dessen Arbeiten er während eines Stipendienjahres in Paris kennenlernte. Wie dieser versuchte er eine eigene Formensprache, seine eigene Darstellung der Wirklichkeit zu entwickeln. Gironcoli spürte internationale Tendenzen auf und interpretierte diese auf seine eigene Art neu.

Nach der Ausbildung zum Goldschmied studierte Gironcoli Anfang der 1960er Jahre in Wien an der Hochschule für Bildende Künste. In dieser Zeit begann der er erste reduzierte Skulpturen aus Drahtgeflecht zu formen. Mitte der 60er Jahre kamen dann Objekte aus Polyester mit glatter Oberfläche hinzu, außerdem begann er Alltagsgegenstände in seine Arbeiten zu integrieren.

Einen Wendepunkt in seiner künstlerischen Laufbahn stellt die Übernahme der Leitung der Bildhauerschule an der Akademie der Bildenden Künste in Wien im Jahre 1977 dar: Finanziell vom Kunstmarkt unabhängig, mit der Möglichkeit, die geräumigen Ateliers der Hochschule zu nutzen, begannen sich auch die Größenverhältnisse seiner Werke zu verändern.

In der Ausstellung im mumok werden rund 150 Papierarbeiten des Bildhauers, Malers und Grafikers Bruno Gironcoli von den 1960ern bis in die 1990er Jahre den minimalistisch reduzierten Drahtplastiken, Polyesterobjekten , Installationen sowie Monumentalskulpturen aus den frühen Jahren gegenübergestellt. In der Ausstellung zu entdecken gibt es weniger bekannte Arbeiten wie „diemisslungenezimmerwolke“ (1970) oder „entwurfturnstunde“ (1970).

 

Bruno Gironcoli. In der Arbeit schüchtern bleiben
3.2. – 27.5.2018, mumok Museum moderner Kunst
Museumsplatz 1, A-1070 Wien
Tel.: +43-1-525000
Mo 14 – 19 Uhr, Di – So 10 – 19 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 7,50 – 8,50 €
www.mumok.at

 

Text aus der kunst:art 59

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