Alles aus Glas! – Gruppenausstellung in der Münchner Alexander Tutsek-Stiftung

26.1. – 29.6.2018 | Alexander Tutsek-Stiftung

 

von Mathias Fritzsche //

 

Glaskunst fällt für viele ansonsten sehr kunstinteressierte Menschen in eine Kategorie gemeinsam mit Keramik, Textil und Schmuck: ergo Hobbykunst oder Gebrauchskunst. Das ist aber ein fataler Fehler, ein Vorurteil, mit dem es aufzuräumen gilt. Richtig ist, dass es sagenhaft schlechte und kitschige Glaskunst gibt, die gibt es aber in der Malerei noch viel mehr! Es gibt nur leider tatsächlich nicht so viele Künstler, die sich der Glaskunst ernsthaft widmen und es gibt auch nur wenige Häuser wie die Tutsek Stiftung, die sich mit Glaskunst beschäftigen. Dass das schade ist, zeigt uns nun die Ausstellung „Das Andere Sehen“.

Präsentiert wird Glaskunst von renommierten Künstlern, die normalerweise mit ganz anderen Materialien arbeiten. So ist zum Beispiel Tony Cragg (*1949) vertreten, der in der Regel schwere Stahl-, Holz- oder auch Wachs-Skuplturen anfertigt, allerdings vor gut 20 Jahren auch schon mal mit Glas gearbeitet hat. Trotzdem ist die in der Tutsek-Stiftung zu betrachtende Skulptur für Cragg ganz und gar ungewöhnlich in ihrer Transparenz, der Materialität und der eher geringen Größe (Untitled, 2015, 47 x 26 x 27 cm).

Ähnliches gilt für Mona Hatoum (*1952), die vor allem mit ihren Videoarbeiten und Performances, aber auch mit Objekten und Installationen international geschätzt wird. Hier ist sie nun mit einer Glasarbeit in einem Drahtkorb vertreten, auch dieses in klein gehaltenen Proportionen (Korb V, 2014, 33 x 49,5 x 45 cm). Kiki Smith (*1954) hingegen arbeitet bereits seit 1985 auch mit Glas, auch wenn man von ihr meist andere Arbeiten kennt, so zum Beispiel Grafiken auf Papier und vor allem Leinen. So ist es also auch kein Wunder, wenn man doch recht deutlich ihren Stil erkennt, hat sich doch lediglich der Bildträger bei ihren zwei Bildern geändert (Sainte Geneviève and the Deer, 1999, eingebrannte Malerei auf Glasplatten).

Eine Ausnahme unter den sieben vertretenen Künstlern ist Ki-Ra Kim (*1959) aus Korea, die bereits seit ihrem Kunststudium hauptsächlich mit Glas arbeitet und als Glaskünstlerin auch international bekannt ist. Die drei weiteren Künstler sind der Bildhauer Raimund Kummer (*1954), die Malerin Alejandra Seeber (*1968) und die Design-Künstlerin Pae White (*1963).

Die sehr unterschiedlichen Arbeiten sollen thematisch das „andere Sehen“ und „den Anderen sehen“ gleichermaßen als Wortspiel abdecken. Doch vielleicht steht auch das „andere Sehen“ des Künstlers durch andere, für ihn neue Materialien im Zentrum. Denn tatsächlich ist es äußerst spannend, wie sich ein Künstler mit einem anderen als seinem angestammten Material ganz neu mitteilt.

 

Das Andere Sehen
26.1. – 29.6.2018, Alexander Tutsek-Stiftung
Karl-Theodor-Str. 27, D-80803 München
Tel.: +49-89-55273060
Di – Fr 14 – 18 Uhr
Eintritt: 3 €, erm. 2 €
www.atutsek-stiftung.de

 

Text aus der kunst:art 59

Über Mathias Fritzsche 117 Artikel
Ein Thema jagt das nächste: Der Wochengipfel hält ein oder zwei Themen fest und bringt sie in Erinnerung. Was war vergangene Woche so wichtig, dass man Schnappatmung bekam und ist diese Woche dennoch schon vergessen? Oder über welche Nachricht hat man sich so gefreut, dass man auf den Balkon ging und die Nachricht für die ganze Welt in den Abendhimmel geschrien hat?

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