
Seit November 2016 zeigt die Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» Kunstwerke aus ihrem festen Bestand, die trotz unbestreitbarer Qualität schon seit geraumer Zeit nicht mehr öffentlich zu sehen waren. Die Gründe der Absenz sind teils konservatorischer Natur, teils den begrenzten Raumverhältnissen geschuldet. In einer abgesonderten Einzelpräsentation lassen sich diese sonst verborgenen Schätze nun in aller Ruhe entdecken. Flankiert von Zusatzveranstaltungen, wie Gesprächen und Sonder-führungen, sollen die Kunstwerke von allen Seiten beleuchtet und diskutiert werden. Vertreter ganz unterschiedlicher Metiers werden eingeladen, um den Diskurs auch weit über den üblichen kunsthistorischen Kern hinausgehen zu lassen.
Die letzte Präsentation der Reihe «Verborgene Schätze der Sammlung» zeigt das lange dem berühmten französischen Maler Théodore Géricault (1791-1824) zugeschriebene, repräsentative Porträt des Hauptmann François Laurent Lange, um 1830-48, dessen Urheberschaft jedoch immer wieder angezweifelt wurde. Details der dargestellten Militäruniform sowie eine überlieferte Inschrift auf der Rückseite des Gemäldes, «Capitaine au 33e d’Infanterie, né à Senlis (Oise), en 1786, le 21 7bre», verlegen eine Datierung in jüngere Zeit nach Géricaults Tod.
Vor einem mit breiten Pinselstrichen aufgetragenen, dunklen Hintergrund wird das willensstarke Antlitz eines ins Alter gekommenen Infanterieoffiziers schonungslos ausgeleuchtet. Das intensive Licht- und Schattenspiel sowie die auffallend starken Farbkontraste unterstreichen die unbeugsame Härte der imposanten Erscheinung. Sie nimmt den Betrachter aus leicht erhöhtem Standpunkt unerschrocken ins Visier und demonstriert mit der zur Faust geballten linken Hand ein Zeichen menschlichen Macht-strebens. Die psychologisierende Beschreibung des Hauptmanns wie auch der dynamische Pinselduktus mit stellenweise pastosem Farbauftrag sprechen für die Erfahrenheit des Porträtisten – möglicherweise aus dem Umkreis Géricaults.
Ausstellungsdauer: 8. März – 3. Juni 2018
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