Grüne Gesellen mit Charakter. – Andreas Hentrich, Peter Lippmann und Annie Patterson im Forum Botanische Kunst

24.3. – 13.5.2018 | Forum Botanische Kunst

 

von Karolina Wrobel //

 

Ob röhrenförmig, glockenartig oder flach wie eine Hand, nur wenige Pflanzen sind so gut an schwierige Umweltbedingungen angepasst wie Kakteen. Mit spitzen Stacheln halten sie Feinde von ihrem fleischigen, mit kostbarem Wasser angefüllten Körper fern. Der ist mal matt, mal glänzend und mal fluffig bewachsen. Wie kleine Charakterköpfe muten sie deshalb auf den wie Porträts angelegten Fotografien von Peter Lippmann an. Der Pariser Künstler nahm die widerborstigen Gesellen für seine Serie “Cacti” in den Fokus und zeigt sie in ihrer ganzen körperlich-räumlichen Pracht. So werden einzelne Kakteen gleichzeitig zur Lichtgestalt und zum Schattenmeister und evozieren mit ihren zu Tentakeln uminterpretierten Dornen Erinnerungen an Skulpturen aus der Hand der surrealistischen Bildhauerin Maria Martins.

Peter Lippmann macht dabei deutlich, wie spannend und reich an Referenzen in der Kunst- und Kulturgeschichte die künstlerische Auseinandersetzung mit der Natur und ihren Formen sein kann. Botanische Künstler wie er suchen nicht allein nach dem detailgetreuen Abbild, sie sind keine Wissenschaftler. Die Anordnungen von Blättern und Blüten inspirieren sie dazu, neue künstlerische Wege zu gehen. “Die Künstler lassen uns durch ihre Bilder an ihrem Staunen über die Natur teilhaben”, sagt Sylvia Peter. Gemeinsam mit dem Forstsachverständigen Michael Junginger hat die Malerin 2009 einen einzigartigen Raum geschaffen, in dem die Wissenschaft der Botanik und die freie Kunst zueinanderfinden. Die im Forum Botanische Kunst in Thüngersheim am Main ausgestellten Werke widmen sich in unterschiedlicher Art der Pflanzenwelt.

Die neueste Ausstellung bringt dabei eine “ästhetische Annäherung an die geheimnisvollen Gesetze der Natur”, wie Sylvia Peter es nennt. “Fraktale – Geometrie der Natur” heißt die Schau, in der neben Peter Lippmanns Fotografien auch die präzisen Aquarelle von Annie Patterson und die ins Abstrakte gehenden Ölgemälde von Andreas Hentrich zu sehen sind.

Was die heutigen auf die Botanik sich beziehenden Künstler auszeichnet, ist gut an den Werken von Annie Patterson zu studieren. “Aderungen und genarbte Oberflächen zeigt sie in einer Präzision, die keinen Pinselstrich erkennen lässt, sondern das Auge auf sachliche Art durch die Anatomie der Pflanze führt”, erklärt die Forumsleiterin Peter. Die Hingabe der Künstlerin gilt jedoch nicht allein dem detaillierten Bildnis der Pflanzenstrukturen – oft ist es eine Momentaufnahme an einem dramatischen Punkt in dem Dasein eines Gewächses.

Die Auseinandersetzung um Fläche und Farbe stellt wiederum der Maler Andreas Hentrich vor den Anspruch um Detail und Präzision. “Es geht ihm nicht darum, eine Pflanze zu porträtieren, sondern die Prinzipien des Pflanzenwachstums sowie die ihnen innewohnende Harmonie aufzurufen”, weiß Sylvia Peter. Diese aufgedeckte Harmonie zeigt die Ähnlichkeit der Naturformen: Eine Blattstruktur, wie etwa im Bild “Blätter 44”, ist dann nicht mehr nur als solche zu identifizieren. Sie ruft dann auch Gedanken an Luftaufnahmen hervor, die verzweigte Gebirgslandschaften oder Küstenlandstriche zeigen.

 

Fraktale – Die Geometrie der Natur
24.3. – 13.5.2018, Forum Botanische Kunst
Obere Hauptstr. 18, D-97291 Thüngersheim am Main
Tel.: +49-9364-813633
Sa + So 13 – 18 Uhr u.n.Vereinb.
Eintritt frei
www.botanische-kunst.de

 

Text aus der kunst:art 60

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