Die kritische Sichtweise des Duncan Wylie

Der französische Künstler Duncan Wylie versteht es auf seine Weise Phantasie, Geschichte, Architektur und den Menschen in sein Werk einzubinden.
Geboren in Zimbabwe ist ihm die Geschichte und die Problematik des Landes bestens bekannt und ein Dreh- und Angelpunkt in seinem Schaffen. Er weiß um das Verlieren der Heimat durch eine grausame Siedlungspolitik, in der der Mensch kaum eine Rolle spielt. Vielmehr geht es um die Verteilung von Ressourcen und der Erwirtschaftung von Profit. Der Reichtum ist dabei ungleich verteilt und verleiht Macht. Eine Problematik, die weltweit um sich gegriffen und auch die Wohlstandsländer wie Deutschland bereits erreicht hat. So gesehen ist die Ausstellung Duncan Wylie. Construct and (Various) Disasters of Democracy in der Galerie Dukan auf der Spinnerei in Leipzig höchst aktuell.

Zwar setzt sich der Künstler mit dem Land in dem er geboren wurde kritisch auseinander, aber diese Kritik lässt sich mühelos auf Europa übertragen. Während man panisch bemüht ist, Europa nicht auseinander fallen zu lassen, verlieren die Politiker die Probleme in ihren eigenen Ländern aus den Augen. Das Gefühl für die Belange des Volkes ist ihnen schon lange abhanden gekommen. Der Beweis dafür ist die Abstimmung der Briten für den Brexit. Das Gejammer danach war so groß wie die Arroganz der Politiker davor.

Duncan Wylies Arbeiten begeistern einen als Betrachter in ihrer Farbigkeit, von der man sich aber nicht täuschen lassen sollte. Der Künstler übermalt seine Bilder und legt Teile davon wieder frei. Die Konstruktionen, die darunter zum Vorschein kommen geben der gemalten Situation Halt und Sicherheit. So als wollte der Künstler dem Menschen bewusst machen, dass er am Ende immer nur auf sich selbst zählen kann. Eine Kraft, die man auch gern als das eigene Urvertrauen empfindet und einen Sicherheit in unsicheren Zeiten gibt. Wylies Figuren wandern auf den untermalten Konstruktionen sicher durch das Leben. Es ist ihr Fundament und was von außen kommt, geht sicher nicht spurlos an ihnen vorüber, aber das Wissen um die Herkunft und das Vertrauen in sich selbst gibt ihnen Halt.
Wylies Bilder machen einem Mut. Mut nicht aufzugeben, sondern für die Freiheit und Demokratie alles zu tun, um sie zu erhalten.

Eines seiner Bilder hat mich neben Honde valley pool with la Maison Louis Carré sehr begeistert. Da balanciert ein farbiger Mann auf einem Seil. Das Bild ist in blauen Tönen gehalten und erinnert mich an den Dokumentarfilm über einen französischen Hochseilartisten, dem es 1974 gelang, zwischen den Zwillingstürmen des World Trade Centers in New York heimlich ein Seil zu spannen und darauf ungesichert zu balancieren. Natürlich war das strengstens verboten, aber für Philippe Petit war dies zugleich der Moment höchster Lebensgefahr und größter Freiheit. Der Dokumentarfilm Man on Wire erhielt 2009 den Oscar für den Besten Dokumentarfilm.
In Duncan Wylies Bild erhält der Mann auf dem Seil eine neue Bedeutung. Es geht um die  Balance des Menschen zwischen sich und dem, was um ihn geschieht und zeigt auf, dass er dabei ganz allein auf sich gestellt ist. Es liegt in seinen Händen und wie er die lange Stange zum Balancieren hält ist klar, dass er die Balance halten will.

Bezeichnend für die Arbeiten von Duncan Wylie ist, dass er oft die Farben der Flagge von Zimbabwe verwendet. Seine Bilder bestechen in ihrer starken Farbigkeit und machen einen Mut zum Leben, auch wenn es nicht immer so verläuft, wie wir es uns wünschen und erhoffen.

Der Galerie Dukan ist eine spannende Ausstellung gelungen und ich bedanke mich an dieser Stelle recht herzlich, dass ich erneut Gast beim Dinner des Frühjahrsrundgang der Spinnerei am 13. April 2018 sein durfte! Für mich keine Selbstverständlichkeit und ich genieße es immer sehr, denn das macht die Spinnerei Leipzig so einzigartig in der Kunstwelt.

Die Ausstellung Duncan Wylie. Construct and (Various) Disasters of Democracy ist noch bis zum 9. Juni 2018 in der Galerie Dukan auf der Spinnerei zu sehen und ich empfehle, sie sich unbedingt anzuschauen.

Text und Fotos von Nadja Naumann

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