Geheimnisse chinesischer Tuschemalerei

9.6. – 19.8.2018 | Kunsthaus Interlaken

Rektor Zhou Jingxin bei der Arbeit, Habkern, 2017

von Dr. Milan Chlumsky //

Vier renommierte chinesische Künstler und Professoren – Zhou Jingxin, Liu Yi, Xu Gang und Liang Yu – haben auf Anregung des Genfer Professors Fei Wang im Sommer 2017 die Schweiz besucht und zehn Tage in Habkern bei Interlaken in traditioneller chinesischer Manier mit Tusche gemalt. Sie unterrichten an der Nanjing University of the Arts und der Hochschule für Kunst Jiangsu. Diese Institutionen sind die wichtigsten Zentren für die Ausbildung in dieser hochkomplizierten Kunst, die neben der Beherrschung der verschiedenen Techniken auch historische Kenntnisse erfordert. Denn es ist ein grundlegender Unterschied, ob die Tusche aus Kiefernruß gewonnen wird und einen blauen Schimmer aufweist oder aus Lampenruß (Lampenöl) erzeugt wird und einen eher braunen Ton hat.

Schon das Anrühren der Farbe hat einen meditativen Charakter. Die Bewegungen, die vom Zentrum der Steinmulde ausgehen, um die harten Tuscheriegel zu zermahlen und gleichzeitig Wasser zuzuführen, folgen der alten Lehre nach dem Bewegungsablauf von Tai-Chi. Hier trennt sich die eigentliche Malerei von der Kalligraphie, die an verschiedenen Kunstschulen gelehrt wird, wobei inzwischen Stimmen laut werden, dass, besonders im Bereich der Kalligraphie, die Bereitschaft, den alten Meistern zu folgen, indem man sie kopiert und nachahmt, rasant abnimmt. Damit aber, so die Befürchtung, könnte auch das Verständnis der klassischen chinesischen Malerei, die nicht nur aus Symbolen besteht, sondern auch aus Themen aus Märchen und Sagen, immer weiter abnehmen.

 

Changing Impressions
9.6. – 19.8.2018
Kunsthaus Interlaken
Jungfraustr. 55
CH-3800 Interlaken
Tel.: +41-33-8221661
Mi – Sa 15 – 18 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 8 CHF, erm. 5 CHF
www.kunsthausinterlaken.ch

 

Erstveröffentlichung in kunst:art 61.