Imi Knoebel im Haus Konstruktiv Zürich

31.5. – 2.9.2018 | Museum Haus Konstruktiv

von Greta Sonnenschein //

Welch einen passenden Rahmen bietet doch im Besonderen das Haus Konstruktiv in Zürich für die kommende breit angelegte Schau von, mit und über Imi Knoebel. Auf vier Etagen wird dem deutschen Maler und Bildhauer mit einer Einzelausstellung Raum geboten. Und wie könnte es anders sein: Alle vier Stockwerke werden in bekannter Art und Weise auch mit unbekannten sowie neu arrangierten Werken ab Ende Mai bespielt. Eine zentrale Rolle nimmt dabei die wohl wichtigste, weil nachhaltig bekannte Arbeit aus seinen Frühwerken und mit Bezug auf seine Studienzeit ein: der Raum 19. Wobei, eigentlich hätte es Raum 20 heißen und sein sollen, aber die Studierenden der Meisterklasse von Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie nahmen eben Raum 19 in Beschlag, allen voran Imi Knoebel. Dieser Raum wird jetzt in Zürich in seiner dritten Version als Raum 19 III (1968/2006) im gesamten Erdgeschoss aufgeboten. Somit ist gleich zu Beginn der Ausstellung der Einstieg in die Besonderheit von Knoebel offengelegt. In dem Raum stapeln sich Holzfaserplatten, Keilrahmen, Holzleisten, ähnlich einer Lagerhalle; Materialien, die ansonsten eigentlich den Rahmen für Bilder oder Werke bilden. Bei Knoebel sind sie Kunst-Werk als solches, denn er konstruiert das Minimale aus sich heraus. So wird deutlich, dass der Minimalismus des Künstlers Schaffen schon in den 60er Jahren sehr unmittelbar prägte und leitete. Inspiriert durch den russischen Wegbereiter des Konstruktivismus und Suprematisten Kasimir Malewitsch, lehnte der Minimalist Knoebel jedwede Form von Abbildung und anfänglich auch von Farbe in seinen Werken ab. Erst nach dem frühen Tod seines Freundes und Kollegen Blinky Palermos (1977) nutzte Knoebel die Möglichkeiten, die ihm die Grund-Farben in ihrer geometrischen Klarheit boten.

Im vierten Stock des Hauses in Zürich, was wiederum mit dem Erdgeschoss eine Klammer um sein präsentiertes Œuvre bildet, ist ein Arrangement aus seiner Reihe Kernstücke (2014/15) zu finden. Diese bilden – bestehend aus einem Werkkomplex von Bildern, Skulpturen oder der Schichtungen von Hartfaserwerken – einen weiteren Einblick in zentrale Themen seines Schaffens. Dabei spielt vor allem seine Wertschätzung dem Material Hartfaser gegenüber eine große Rolle.

Auf den zwei weiteren Stockwerken wird unter anderem mit Werken des Suprematismus erneut die Brücke zum Ausstellungshaus deutlich. Ein besonderes Augenmerk möge darüber hinaus den eigens für die Ausstellung entstandenen sowohl mehrteiligen als auch aus einzelnen Formen bestehenden Bilder geschenkt werden. Dabei kommt Knoebels besonderer Bezug zur Farbe als haptisches Mittel zur Geltung. Die Pressesprecherin des Hauses, Flurina Ribi, bringt das speziell für die jüngst entstandenen Werke in der Schau wie folgt auf den Punkt: „… das Zusammenspiel von offenen und geschlossenen Bildräumen bringt eine besondere Spannung hervor.“ Das trifft es wohl optimal, denn es macht die Einzigartigkeit jeder Ausstellung Imi Knoebels deutlich, in der im wahrsten Sinne des Wortes neue Bilder geschaffen und Räume konstruiert werden, sowohl minimalistisch als auch bunt, wenn er denn will, und diesmal will er.

 

Imi Knoebel. Guten Morgen, weisses Kätzchen
31.5. – 2.9.2018
Museum Haus Konstruktiv
Selnaustr. 25
D-8001 Zürich
Tel.: +41-44-2177080
Di – So 11 – 17 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Eintritt: 16 CHF, erm. 12 CHF
www.hauskonstruktiv.ch

 

Erstveröffentlichung in kunst:art 61.