Josef Wittmann und die Sakralmalerei des 20. Jahrhunderts

27.06.2018 - 04.11.2018 | Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt

Franz Klemmer, Das Jüngste Gericht, 1924, Pfarrkirche St. Johannes Evang. in Walting, Landkreis Eichstätt

Der Münchner Maler Josef Wittmann gehört zu einem Genre von Künstlern des 20. Jahrhunderts, die man gelegentlich als Kirchenmaler bezeichnet hat, weil sie überwiegend in der Monumentalmalerei im Dienste der Kirche tätig gewesen sind. Ihre Werke prägen bis heute historische wie auch neu gebaute Sakralräume. Doch stehen ihre Namen im Schatten der Großen der Kunstgeschichte, auf die Kirchenbesucher wirken ihre Bilder heute stilistisch eher konventionell. Ihre ursprüngliche Aufgabe der Katechese ist kaum noch gefragt.

Die kunstwissenschaftliche Forschung hat sich bisher kaum mit dem Schaffen dieser Kirchenmaler beschäftigt. Umso verdienstvoller ist es, dass jüngst eine Monographie über Josef Wittmann aus der Feder von Hans Christian Ries in großer Aufmachung im Kunstverlag Josef Fink erschienen ist. Dem Enkel des Künstlers ist es zu verdanken, dass sich ein großer Teil seines Nachlasses erhalten hat. Zuletzt konnte auch dessen Bewahrung geregelt werden, indem er in eine öffentliche Sammlung überführt wurde. Josef Wittmann, in der nördlichen Oberpfalz geboren, lebte in München und war ein sehr produktiver Kirchenmaler. Seine Werke sind zu finden vorwiegend in den Bistümern Regensburg und Eichstätt, aber auch in Schwaben und in Oberbayern, und zwar in mehr ländlichen Sakralbauten. Sein Erfolg begründete sich in seiner Fähigkeit, ebenso flexibel wie sensibel auf die Wünsche der Auftraggeber zu reagieren. Kunstgeschichtlich ist er ein Vertreter der Münchner Schule und arbeitete vorwiegend im Stil des Neobarocks. Anders als kunsthandwerklich orientierte Kollegen vermied er es, barocke Kompositionen zu zitieren oder zu kopieren. Er entwickelte einen eigenen Stil, den lange, hagere Figuren und eine duftige, leuchtende Farbigkeit charakterisieren.

Da im Bistum Eichstätt außer Wittmann eine Reihe interessanter, heute mehr oder weniger bekannte Künstler tätig gewesen sind, liegt es nahe, ihn zusammen mit anderen Malern in Blick zu nehmen, deren Werke im Zeitraum von 1900 bis 1950 entstanden sind und damit stilistische Vergleiche ermöglichen. Deshalb sind Werke folgender Künstler in der Ausstellung zu sehen: Karl Ambos (1872-1955), Theodor Baierl (1881-1932), Josef Bergmann (1988-1952), Albert Burkart (1898-1982), Franz Klemmer (1879-1964), Bonifaz Locher (1858-1916), Georg Löhnert (1912-1964), Walter Scheidemandel (1894-1987), Kaspar Schleibner (1863-1931), Franz Spitzner (1899-1978), Sigmund Spitzner (1892-1962), Leonhard Thoma (1864-1921), Michael P. Weingartner (1917-1966), Alois Wünsche-Mitterecker (1903-1975). Die Konzentration liegt auf der monumentalen Deckenmalerei, die einen Sakralraum prägen kann. Somit sind etwa 40 Skizzen und Entwürfe zu sehen. Von den Decken- und Wandfresken werden Reproduktionen gezeigt, wobei nicht jeder Künstler mit Originalen vertreten sein kann. Das stilgeschichtliche Spektrum und die zeitliche Spannweite reichen von einer Wanduhr im Jugendstil aus dem Jahr 1913 bis zu einem expressionistisch beeinflussten Deckenbild aus dem Jahr 1950.

Die Ausstellung ist zu sehen vom 27. Juni bis zum 4. November 2018.

Die Ausstellung wird gefördert durch den Bezirk Oberbayern.

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