Die Sicht der Frau auf den Mann

Die Ausstellung wurde verlängert bis zum 13. Januar 2019 | Stadtgalerie Saarbrücken

Jana Sterbak, Actaeon at Home, 2005-2011 (Courtesy Jana Sterbak und Galerie Barbara Gross)

von Nadja Naumann //

Feministischer Ansatz in der Kunst in der Stadtgalerie Saarbrücken

Die österreichische Sozialwissenschaftlerin Lisbeth N. Trallori analysiert in ihrem Buch Der Körper als Ware. Feministische Interventionen unsere Gesellschaft und wie der weibliche Körper geformt, erforscht und ausgebeutet wird. Das geschieht mittlerweile oftmals subtil und höchst geschickt. Mit der Ausstellung „In the Cut – Der Männliche Körper in der Feministischen Kunst“ drehen 16 internationale Künstlerinnen den Spieß um. Hier ist der Mann das Objekt der Begierde.

Weibliche Akte und erotische Szenen sind in der Kunstgeschichte nicht wegzudenken,  vielmehr haben sie diese geprägt. Bis in die 1970er Jahre war es alleine die Sichtweise der Männer, die dieser Thematik ihren Stempel aufdrückte. Mit dem wachsenden Selbstbewusstsein der Frau setzte auch die Befreiung der Sexualität ein. Die neu gefundene Lust schlug sich auch in der Kunst nieder. Die Auseinandersetzung mit der Erotik aus der Sicht der Frau und die damit einhergehende selbstbestimmte Sexualität ist aber auch heute keineswegs selbstverständlich. Vielmehr wird sie vor allem in den sozialen Medien zensiert. Es scheint, um auf das Buch von Lisbeth N. Trallori zurückzukommen, als ob die sexuelle weibliche Freiheit erneut bedroht ist. Zum Glück gibt es die Kunst, um diesem negativen Trend entgegenzuwirken.

Zu den Vorreiterinnen der feministischen Kunst gehört die Amerikanerin Betty Tompkins, die mit gefundenem Bildmaterial aus den 1960er und 1970er Jahren arbeitete: Sie zog unter die Tabus den weiblichen Körper betreffend einen Schlussstrich, denn die Sicht auf das weibliche Geschlecht war Männern vorbehalten und sie pochte auf die rechtmäßige Autorenschaft. Die deutsche Künstlerin Herlinde Koelbl ist in der Stadtgalerie Saarbrücken keine Unbekannte. 1986 war sie mit der Ausstellung Männer hier zu Gast und sorgte mit ihrem fotografischen Blick auf den männlichen Körper, der höchst ästhetisch und elegant ist, für Furore. Eine Pionierin der feministischen Kunst war die in Paris geborene amerikanische Bildhauerin Louise Bourgeois (1911-2010), die sich kritisch mit den Geschlechterzuweisungen auseinandersetzte. Die in Prag geborene Kanadierin Jana Sterbak gehört zu der jüngeren Künstlerinnengeneration, die sich ironisch mit der weiblichen und männlichen Leidenschaft auseinandersetzt. Sie transferiert die mythologische Geschichte von Diana und Actaeon in die heutige Zeit und ins traute Heim. Sie setzt den Jäger Acteon in der Maske eines Hirsches nackt an einen Küchentisch. Einen ebenso unkonventionellen wie humorvollen Blick auf den unbekleideten Mann wirft die russische Künstlerin Anna Jermolaewa in ihren frühen Videoarbeiten wie Das Blumenbeet und Ein/Aus. Die in Deutschland geborene, in Marseille und München lebende Anke Doberauer beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit dem Mann und geht in ihrer Malerei damit höchst lustvoll um.

In the Cut – Der männliche Körper in der Feministischen Kunst
18.5. – 13.1.2019
Stadtgalerie Saarbrücken
St. Johanner Markt 24
D-66111 Saarbrücken
Tel.: +49-681-9051842
Di – Fr 12 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.stadtgalerie.de

 

Erstveröffentlichung in kunst:art 61.