Rückblick auf die 69. Berlinale und eine Neuerung

Udo Kier, Sektion: Panorama, © Aurora Dominicana

Die 69. Internationalen Filmfestspiele Berlin vom 7. bis zum 17. Februar 2019 waren die letzten für Festivaldirektor Dieter Kosslick. Am 1. Juni 2019 werden Carlo Chatrian als künstlerischer Leiter und Mariette Rissensbeek als Geschäftsführerin offiziell die Leitung der Berlinale übernehmen. Die 70. Ausgabe der Berlinale wird vom 20. Februar bis zum 1. März 2020 stattfinden. Nach der Verleihung der Oscars in Los Angeles, denn die wurde vorgezogen und man darf gespannt sein, wie das Programm aussehen wird. Einer, der mit dem ehemaligen künstlerischen Leiter des Internationalen Filmfestivals von Locarno Carlo Chatrian vertraut ist, ist der deutsche Schauspieler Udo Kier.

Zur 69. Berlinale lief in der Sektion Panorama „La fiera y la fiesta“ („Holy Beasts“) in der Regie von Laura Amelia Guzmán und Israel Cárdenas. Die alternde Schauspielerin Vera V. – gespielt von der großartigen Geraldine Chaplin – will ihren letzten Film drehen. Sie möchte als bleibendes Vermächtnis das unvollendete Drehbuch ihres Freundes Jean-Luis Jorge verfilmen. Sie bittet ihren treuen Choreografen Henry – verkörpert von Udo Kier – zu den Dreharbeiten in die Karibik zu kommen.

Der Film ist eine Hommage an den dominikanischen Filmemacher Jean-Louis Jorge (1947 -2000), der in seiner Heimat verehrt wurde. Die Filme, die er realisierte waren bahnbrechend. Hierzulande kennt man dieses cineastische Genie kaum. Udo Kier hatte zum Interview den Film noch nicht gesehen und er war zu den Dreharbeiten zum ersten Mal in Santo Domingo.

Geraldine Chaplin, Jackie Ludueña, Sektion: Panorama, © Aurora Dominicana

Mit Geraldine Chaplin hatte der Schauspieler bereits gedreht: „Ich finde, sie ist eine ganz hervorragende Person.“ Was vielleicht nicht ganz so geläufig ist, Udo Kier ist ein hervorragender Kunstkenner. Er gehörte auch dem Kreis von Andy Warhol an, mit dem er seine ersten Filme drehte. Darunter die Figur des Dracula, der auch in der internationalen Coproduktion „Holy Beasts“ am Ende eine Rolle spielt. Über den neuen künstlerischen Leiter der Berlinale sagte er: „Der Carlo ist sehr modern.“

„Arbeit ist eine gute Sache gegen das Altwerden“, resümierte Geraldine Chaplin. 1966 war die Tochter von Charly Chaplin zum ersten Mal auf der Berlinale. „Wir haben eine Menge Freunde – Künstler – in Berlin.“ Über ihren Vater sagte sie: „Ich liebte meinen Vater. Charly Chaplin ist mein Held!“ Begeistert war sie über Jean-Louis Jorge: „Was für ein Filmemacher!“ Bisher hat der Film noch keinen Kinostart in Deutschland.

Shootings Stars 2019 / Emma Drogunova (Germany)
© Harald Fuhr / EFP

Im Rahmen der 69. Berlinale wurden zum 22. Mal die European Shooting Stars 2019 ausgezeichnet. Aus Deutschland konnte Emma Drogunova die Jury überzeugen. In „Der Trafikant“ in der Regie von Nikolaus Leytner, einer österreichisch-deutschen Koproduktion nach dem Roman von Robert Seethaler, spielt sie die Anezka. In sie verliebt sich die Hauptfigur, der 17-jährige Franz (Simon Morzé), in Wien kurz vor dem Anschluss Österreichs 1938. Bei Sigmund Freud (Bruno Ganz) sucht Franz Rat in Sachen Frauen und daraus entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Wer den Film im Kino verpasst hat, seit dem 10. April 2019 ist er digital und seit dem 12. April 2019 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Zur Welt gekommen ist die höchst sympathische junge Schauspielerin in Sibirien. „Ich war vor zwei Jahren das letzte Mal in meiner Heimat“, erzählte die 23-jährige, die in Berlin lebt. Mit „Der Trafikant“ wurde die Branche auf die Mimin aufmerksam, die ein Naturtalent ist und die erste Künstlerin in ihrer Familie. Eine starke Unterstützung erfährt sie durch ihren Bruder. „`Der Trafikant` war ein Türöffner“, freute sie sich. Als Berlinerin war es für Emma Drogunova etwas ungewohnt, mit den anderen Shooting Stars für vier Tage in einem Hotel zu wohnen. „Es wird viel wert auf den Teamgeist gelegt.“ So mancher Shooting Star kehrte als Filmstar auf den Roten Teppich der Berlinale zurück. Ganz sicher wird man von Emma Drogunova noch viel hören und vor allem sehen.

Text: Nadja Naumann
Foto Emma Droguniva: Eurpean Shooting Stars 2019