Zeichnungen, Fotografien, gefundene Gegenstände, Zeitungsausschnitte, Selbstgeschriebenes, abgeschriebene Zitate – Zettel, Bilder und Objekte überwuchern ungebremst den Raum, der Betrachter vermag kaum, sie in Gesamtheit oder Detail zu erfassen. Diese kleinteilige Bildgewalt ist dem Werk „Künstler sein“ von Anna Oppermann (1940–1993) zu eigen. „Ensembles“ nannte Oppermann diese für ihr Schaffen charakteristischen Installationen, die in ihrer Überfülle durchaus sorgsam und präzise arrangiert sind.
In der Kunsthalle Bielefeld wird nun „Künstler sein“ als größtes Ensemble Oppermanns und als zentrales Werk der gleichnamigen Ausstellung präsentiert. Erstmals auf der documenta 6 im Jahr 1977 gezeigt, reflektiert die Künstlerin in jener raumgreifenden Arbeit ihre Rolle in einer männlich dominierten Kunstwelt und ihr Bestreben, mit den Kollegen auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden. Von dieser Schlüsselstelle in ihrem Œuvre ausgehend, richtet die Schau in Bielefeld den Blick auf die künstlerischen Anfänge Oppermanns in der klassischen Malerei. Mittels Stillleben und Interieurs konstruiert die Künstlerin bereits im Tafelbild komplexe Raumsituationen, sodass es nahezu zwingend erscheint, mit ihren späteren Ensembles den Schritt in den Raum zu gehen. Einige Gemälde ihres Frühwerks werden in Bielefeld erstmals im musealen Kontext der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie geben Aufschluss über den kreativen Werdegang einer zentralen Position der neuen Künstlergeneration in den frühen 1970er Jahren. Ninja Elisa Felske
Anna Oppermann. Künstler sein
23.3. – 28.7.2019
Kunsthalle Bielefeld
Artur-Ladebeck-Str. 5
D-33602 Bielefeld
Tel.: +49-521-32999500
Di – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 21 Uhr, Sa 10 – 18 Uhr
Eintritt: 8 €, erm. 4 €
www.kunsthalle-bielefeld.de
Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Kunsthalle Bielefeld
Erstveröffentlichung in kunst:art 66
