Noch vor wenigen Monaten hat Thomas Schütte in seiner eigenen Skulpturenhalle bei der Raketenstation in Neuss seine architektonischen Modelle gezeigt. Viele davon kamen nicht über das Modell hinaus, was auch nicht weiter schlimm ist, da das Modell selbst das Kunstwerk ist. Eine Realisierung ist denkbar und möglich, nicht aber das Ziel des Künstlers.
Thomas Schütte (* 1954) studierte bis 1981 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Fritz Schwegler und Gerhard Richter. Sicherlich der perfekte Ort und die richtigen Lehrer, um an sich selbst zu glauben und seinen eigenen Weg unbeirrt zu gehen. Schütte macht vor allem Skulpturen, Installationen, Architekturmodelle und Zeichnungen. Krönung seiner Werke sind wohl seine permanenten Installationen wie seine eigene Skulpturenhalle, das „Ferienhaus T“ (2011) oder das „One Man House II“ (2007–2009) in Roanne (Frankreich).
Ein weiteres „One Man House“, das erste im deutschsprachigen Raum, ist nun in Heilbronn hinzugekommen. Es wird während der Buga 2019 auf der Inselspitze im Stadtzentrum mitten in Heilbronn stehen und ein weithin sichtbares Motiv sein. Je nach Betrachter wird der Bau des Kunstwerks schon seit vielen Monaten mit Argwohn, Neugierde und vor allem auch mit Vorfreude betrachtet. Der Heilbronner Museumsdirektor Marc Gundel jedenfalls freut sich, dass durch das „One Man House“ und durch eine weitere neue Skulptur von Richard Deacon, der 2017 den Ernst Franz Vogelmann-Preis bekommen hat, das Bild Heilbronns als Skulpturenstadt gestärkt wird.
Das „One Man House“ von Thomas Schütte wird während der kommenden Monate zu regulären Öffnungszeiten kostenlos begehbar sein und während der Nachtstunden wird es mittels einer Beleuchtung eine stimmungsvolle Wirkung erzielen. Da in die Bundesgartenschau das Thema „Wohnen“ mit einfließen soll, hat das Kunstwerk von Schütte eine zentrale Rolle inne: Für den Künstler ist das Haus ein Ort der Ruhe und des Wohnens. Arbeit (Atelier), ein sich Zurückziehen (Wände) und doch die Außenwelt Beobachten (Fenster) fließen ineinander. Das große Rundfenster ist sowohl in der Funktion als auch rein optisch prägend. Laut Pressetext soll es „Assoziationen an eine Kamera oder Schiffskajüte“ wecken, man könnte aber auch an eine Taucherglocke denken, mit der heimlich Blicke in eine fremde Welt möglich sind.
Wie lang „One Man House“ nun genau dort in Heilbronn stehen bleiben wird, ist noch unklar. Zunächst ist wohl eine Standzeit von zwei Jahren vereinbart. Es bleibt der Appell an Stadt und Künstler: Man möge dort eine dauerhafte Lösung finden!
Thomas Schütte. One Man House
27.4. – 22.9.2019
Südliche Inselspitze
Friedrich-Ebert-Brücke 1
D-74072 Heilbronn
Tel.: +49-7131-564935
Täglich 12 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.museen-heilbronn.de
Text: Mathias Fritzsche
Bild: Museum Heilbronn
Erstveröffentlichung in kunst:art 67