Mehr Sammler als Kunsthändler

28.5. – 15.9.2019 | Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf

Carl Theodor Reiffenstein, Krater des Vesuv, 1853

Aus Anlass des achtzigsten Geburtstags von Walter Feilchenfeldt präsentiert das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf achtzig Meisterzeichnungen aus der Sammlung des Kunsthändlers. In der Galerie der Klassischen Moderne der Stiftung Rolf und Bettina Horn treten die Landschaftsdarstellungen in Dialog mit Werken des Expressionismus. Seit mehr als 20 Jahren gehört die Dauerleihgabe der Sammlung Horn zum festen Bestandteil des Museums. Darunter sind Werke, deren Wurzeln in Schleswig-Holstein liegen: von Nolde, Barlach, Rolfs und Werke der Künstlergruppe „Brücke“, von Jawlensky, Kirchner, Schmidt-Rottluff, Heckel, Pechstein.

Es war Bettina Horns Idee, die Sammlung Feilchenfeldt in den Räumen der Stiftung auszustellen. Wie dem Katalogtext von Walter Feilchenfeldt zu entnehmen ist, feiert auch sie einen runden Geburtstag. So stellt die Ausstellung ein gegenseitiges Geburtstagsgeschenk dar. Der Sammler Walter Feilchenfeldt stellt seine „kunstbesessene Familie“ im Katalog vor. Sein Vater (1894- –1953) legte den Grundstein der Sammlung. Er wechselte 1923 vom Verlag in den Kunstsalon von Paul Cassirer. Nach seinem Tod übernahm die Mutter Marianne Feilchenfeldt das Kunsthandelsgeschäft, das Walter Feilchenfeldt junior fortsetzte, wobei er die Sammlung erweiterte.

Die Landschaftsdarstellungen aus zwei Jahrhunderten wurden teilweise noch nie öffentlich präsentiert. Die Ausstellung gliedert sich in drei Gruppen: die Deutsche Schule, die Französische Schule und Kunst nach 1945. In der ersten Gruppe sind zum Beispiel Landschaften vertreten von Caspar David Friedrich („Dörfliche Siedlung von Bäumen umgeben“, um 1806), Liebermann („Park mit Menschen“, um 1895), Klee („Milbertshofen“, 1910), Feininger („Teltow“, 1913) und Menzel („Grunewald“ 1842), und auch Aquarelle des Schwiegervaters des Sammlers, Alfred Breslauer.

Die französische Kunst bildet nicht nur das Hauptgebiet der Handelstätigkeit, sondern auch einen Schwerpunkt der Sammeltätigkeit und Forschung. Feilchenfeldt senior kaufte bis zum Kriegsausbruch 1939 bei Pariser Zeichnungshändlern. 1937 konnte er sieben Aquarelle von Cézanne bei Ambroise Vollard erwerben und einige behalten, zum Beispiel „Badende“ (um 1903) und „Jas de Bouffan“ (1890). „Ich wuchs in der Folge in Zürich privilegiert von Cézannes umgeben auf“, schreibt der Sohn im Katalog.

Der „Blick über ein Feld auf einen Bauernhof“ von Millet (1870) gehört zu den wenigen Landschaften in Privatsammlungen. Illustre Erwerbungen sind auch Degas’ „Weidenstämme“ (1864–65); Delacroix’ „Valmont“ (um 1830), die doppelseitige Corot-Zeichnung „Lago Maggiore“ (1834) oder „Arcachon“ (1930) von Bonnard.

Von Kokoschka „Florenz“ (1948), die Familie Feilchenfeld war eng mit ihm befreundet. Zur Kunst nach 1945 zählen Arbeiten von Ben Nicholson, Daniel Lang, Ben Boers. Larry Rivers’ „Watermill Prospect, Long Island“ (1953) nimmt die konzeptuellen Ideen von Cézanne auf und führt sie weiter. Rodney Gladwell steuerte zahlreiche Reisezeichnungen bei, zum Beispiel „Soler Mallorca“ (1967).
Mit acht Landschaftsarbeiten von Horst Janssen, der in Schleswig-Holstein beinah zuhause ist, endet die Ausstellung.

 

Landschaftszeichnungen. Von Friedrich bis Cézanne
28.5. – 15.9.2019
Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Schloss Gottorf
Schlossinsel 1
D-24837 Schleswig
Tel.: +49-4621-813222
Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 9 €, erm. 7 €
www.schloss-gottorf.de

Text: Dr. Christine Breyhan
Bild: Museum für Kunst und Kulturgeschichte  Schloss Gottorf
Erstveröffentlichung in kunst:art 67